Voraussichtliche Reisedaten

Dienstag, 13. November 2018

Das grosse Abenteuer: gen Osten fahren

Lorenz fragte mich im Herbst 2017, ob ich Lust habe, mit ihm und einem geländegängigen Lastwagen gen Osten zu fahren.

Ich war sofort und ohne grosse Überlegung dabei.
Dieser Blog ist mein Tagebuch, das ich gerne mit dem interessierten Leser teile.
In diesem ersten Beitrag sind alle Beiträge zwischen Januar und Ende Oktober 2018 zusammengefasst, da sie vom ursprünglichen Blog auf meiner Website www.xoff.ch hierher kopiert wurden.

Die Website wwwxoff.ch/xoff-gen-osten bietet nach wie vor Detailinformationen, in die Tiefe gehende Artikel, Hintergrundinfos und vieles anderes an.
Auf gendermässige Schreibkiller und übertriebene Political Correctness verzichte ich bewusst. Selbstverständlich sind ausdrücklich auch weibliche Leser, also Leserinnen, herzlich willkommen. Und selbstredend werden Anstand, ein freundlicher Ton, Respekt und Achtung in meinem Blog gross geschrieben.
Sehr viele Wege führen ostwärts.

13. Januar 2018 | Besichtigung unseres Fahrzeugs

Heute durften Lorenz und ich das Fahrzeug, das er über Kontakte in seinem Bekanntenkreis gefunden und für tauglich befunden hatte, gemeinsam besichtigen. Lorenz kannte den Iveco bereits und hatte schon einen freundschaftlichen Kontakt zu Hansjörg, dem Besitzer, geknüpft.

Hansjörg, ein Garagist aus der Region Bern, ist mit dem ehemaligen Bundeswehr-Lastwagen von 1990 bereits in die Mongolei sowie nach Murmansk gefahren. Den Schelter hat er sehr sauber, robust und zweckdienlich ausgebaut.

Es ist ein sonniger Samstagnachmittag im Januar, Hansjörg hat den Laster mit der Schnauze in die Sonne gestellt.





Ich bin hellauf begeistert und komme aus dem Staunen kaum heraus. Die Vorstellung, mit diesem Ungetüm durch die kasachischen Steppen zu fahren, ist unglaublich erregend.





Das Fahrzeug ist ein Iveco 110-17, was für ein Gesamtgewicht von 11 Tonnen und eine Leistung von 170PS steht. So wie er da steht bringt er rund 8 Tonnen auf die Waage.
Im Shelter befindet sich eine kombinierte Toilette/Dusche gleich rechts neben der Eingangstür, die sich am Heck befindet.








Auf der linken Seite ist eine küchenkombinationsähnliche Situation eingebaut. Ein Waschbecken gleich bei der Tür.










Gegen die Fahrerkabine ist eine Sitz-Tisch-Kombination montiert, die sich mit wenigen Handgriffen in ein Doppelbett verwandeln lässt - so wie es in vielen Wohnwagen vorhanden ist.
Der Shelter ist mit einer Standheizung ausgestattet, ein sehr grosszügig dimensionierter Generator liefert ausreichend Strom um auch ein Schweissgerät zu speisen.






Lorenz und ich sind uns einig: dieser Lastwagen soll's sein - und per Handschlag besiegeln wir den Kauf unseres Wohnmobils.









8. April 2018 | Übernahme des Fahrzeugs

Es ist ein sonniger Samstag im April, Lorenz und ich lassen uns von einem Feuerwehrkollegen, der den Oldtimer bewegen muss, zur Garage von Hansjörg kutschieren.






Jetzt schauen wir uns den Lastwagen genau an und lassen uns so viel wie möglich von Hansjörg erklären. Er kennt das Gerät in- und auswendig und hat viele gute Tipps bereit.
Der Anhänger, ebenfalls geländegängig, ist in erster Linie Garage für das im Kaufpreis beinhaltete Motorrad, eine BMW F650 GS. Daneben steht eine kleine Waschmaschine, ein Schweissgerät sowie viele Ersatzteile, komplettes Werkzeug und viele Verbrauchs- und Verschleissmaterialien sind vorhanden.














Die abgekippte Fahrerkabine gibt den Blick auf den Motor frei, einen Deutz Reihen-6-Zylinder mit etwas mehr als 6 Liter Hubraum.














Als alle momentanen Fragen beantwortet, die Fahrzeugpapiere und -schlüssel ausgetauscht und gegenseitige Freude kundgetan sind, besteigen wir stolz unseren «Muni» und tuckern zu Lorenz, wo bereits die Familie auf uns wartet.

27. Sept. 2018 | Fahrprüfung Kat.C bestanden

Nach 20 Lektionen bei Ph. Warpelin von der Fahrschule Schwab in Basel habe ich heute die Prüfung im ersten Anlauf bestanden.
Das Fahren mit dem vollautomatischen und mit allem nur erdenklichen Komfort ausgestatteten Mercedes-Truck war eine reine Freude! Die Grösse des Fahrzeugs bereitete mir keine Mühe und ich konnte mich gut und sicher im Verkehr bewegen. So war der Prüfungstermin nicht mit Angst verbunden, sondern es war mir eine Freude, mein Können zu zeigen, denn ich wusste was ich konnte - und was nicht so gut. So ist mir ein Lapsus passiert, als ich beim Einbiegen in eine relativ enge Strasse mit dem rechten Hinterreifen den Randstein touchierte...und beim rückwärts Anfahren einer Rampe musste ich korrigieren, was der Experte allerdings mit «richtig!» quittierte.
Für die professionelle und sehr präzise Unterrichtung danke ich Philipp Warpelin herzlich. Die Fahrstunden mit ihm waren eine grosse Bereicherung und ich lernte gut und effizient, worauf es ankommt. Ich kann ihn sehr empfehlen!
Nachdem ich nun mit einem vergleichsweise einfach zu bedienenden Fahrzeug die Grundlagen des LKW-Fahrens erlernt habe, ist der nächste Schritt die Einweisung auf unserem mechanischen «Muni» und das Üben zusammen mit Lorenz, der als Feuerwehrmann und Lastwagen-Chauffeur für Überführungen nach Osteuropa über eine reiche Erfahrung verfügt.

29. Sept. 2018 | Radwechsel üben

Am vergangenen Samstag haben wir unter der fachmännischen Anleitung von Pascal, einem LKW-Mechaniker, das Wechseln von Rädern geübt, den Motor inspiziert und Details geklärt...und dann habe ich meine erste Einweisungsstunde auf diesem vollmechanischen Gefährt erleben dürfen.
Das Schalten ist nicht ohne und überhaupt sind die Unterschiede zum vollautomatischen Fahrschule-Fahrzeug massiv...es ist ein ganz anderes Fahren!
Und es macht höllisch Spass!
Hier ein Timelapse-Video von Radwechsel und Motorinspektion.
Ausserdem haben wir die Tröten, die Lorenz besorgt hatte, montiert.
Von den montierten Horns habe ich vergessen, ein Foto zu machen. Das werde ich nachliefern.
Dieses Horn wird durch Druckluft betrieben und die Auslösung funktioniert über einen Zug. Dafür werde ich eine Vorrichtung in meiner Werkstatt herstellen.


Solche Hörner sind erlaubt, wenn sie mehr als 2 Meter über dem Strassenniveau montiert und nicht lauter als 112dB sind.

13. Oktober 2018 | Pritschen einbauen

Die beiden Pritschen, die wir quer zur Fahrtrichtung geplant hatten, waren sehr einfach einzubauen. Da unser «Muni» gleich neben einem Baumarkt steht, war die Beschaffung und das Zuschneiden des geeigneten und preiswerten Materials sehr einfach.
Wir entschieden uns nach einem kurzen Rundgang und dem Sichten des Angebots für Schaltafeln, wie sie zum Schalen beim Betonnieren verwendet werden.
Die Auflage sägten wir uns aus Restenleisten zusammen und schraubten sie mit relativ vielen Schrauben in die Wandverkleidung aus sehr harten Faserverbundplatten, die aber nur 6 mm dick sind. Da die Belastung hauptsächlich in der Senkrechten auftritt, werden diese Auflagen problemlos halten. Ein wenig Kopfzerbrechen bereitete die Lösung beim Fenster auf der Backbordseite (links in Fahrtrichtung). Dort unterlegten wir die Auflageleiste und stützten sie achtern (hinten in Fahrtrichtung) ab.
Die Kissen sind von der alten Sitzbank-Bett-Kombination...auf die Pritschen passen normale 200 x 90cm-Matratzen.
Wir wollten den wunderbaren Innenausbau so wenig wie möglich verändern. Deshalb ist die einzige einschneidende Massnahme das Durchtrennen der beiden Sitzbank-Kistendeckel. Die eine Hälfte liegt jetzt unter den Betten, die andere liegt noch immer frei und kann geöffnet werden. Der Zugang zum unter dem Bett liegenden Teil der Sitzkiste ist problemlos.
Ganz an der Vorderwand, unter dem unteren Bett, ist eine Luke, zu der wir Zugang haben, wenn wir das hintere Brett, das nur eingelegt ist, etwas heben und nach vorne ziehen. In dieser Luke befindet sich die Steuerung der Heizung.
Es liegt sich gut auf den Pritschen...absolut zweckmässig und praktisch.
Ein kleiner Tisch, den Lorenz bauen wird, kann später am unteren Bett befestigt werden, so dass wir bei schlechtem Wetter oder Kälte drinnen essen und sein können. So besteht die Möglichkeit, dass gleichzeitig einer liegt und einer sitzt, was mit der ursprünglichen Kombination nicht möglich gewesen wäre.
Hier noch ein Foto von den Hörnern, die wir auf der Steuerbordseite auf's Kabinendach montiert haben:














...und noch zwei von der Seite und von Vorne...einfach weil's so schön ist...;)


28. Oktober | Betätigungsvorrichtung für die Tröten herstellen

Damit die Tröten zuverlässig und ohne durch den Zug einen Schaden anzurichten betritt werden können, benötigen wir eine Vorrichtung.
Die habe ich auf Drehbank und Fräse hergestellt.
Angefangen bei einem Rundmessing mit 40mm Durchmesser, in das ein durchgehendes Loch mit 32mm Durchmesser gedreht wurde.

Querbohrungen, Einsätze einlöten, Schlitzen, ein Lager anpassen, den Anschlag bestimmen, sandstrahlen, Feder einbauen...am Ende liegt ein schmuckes Teil vor einem:
Jetzt bleibt zu hoffen, dass es den Einbautest besteht und in den Dimensionen passt...;)


31. Oktober 2018 | Erste grosse Fahrt inkl. kleiner Reparatur

Meine erste grosse Fahrt auf unserem Lastwagen fand am letzten Tag des Oktobers statt - einige feiern da so'n Geisterfest. 
Um zwei meiner grossen Schiffe an die Modellbaumesse «Faszination Modellbau» in Friedrichshafen zu transportieren, damit sie am Stand «meines» Modellbau-Clubs, dem «Schiffsmodell.net» ausgestellt werden können, benötigte ich ein entsprechend grosses Fahrzeug - was lag näher, als mit dem «Muni» zu fahren. So werde ich am Wochenende gleich probeschlafen und dabei die Übernachtungskosten sparen können. Freundlicherweise stellt die Messe einen Parkplatz für Wohnmobile zur Verfügung (die wissen einfach nicht, dass ich mit einem Monster daher komme...aber das werden sie schon noch früh genug merken...;) )
Also holte ich am Dienstag nach der Arbeit den Lastwagen in der Nähe von Bern bei Lorenz und fuhr ihn nach Basel, wo ich ihn beim Holzpark im Hafen parken konnte. Der Holzpark ist eine alternative Zwischennutzung im Hafengebiet von Basel - er liegt sehr nahe bei meiner Wohnung und als Mitglied eines der dort tätigen Vereine habe ich die Möglichkeit genutzt, angefragt und prompt die Erlaubnis erhalten.
Am nächsten Morgen bereitete ich zuerst die Schiffe und das restliche Material vor, holte den Lastwagen im Hafen, belud ihn mit Hilfe eines freundlichen Passanten und fuhr zufrieden aber verschwitzt los.
Auf der ersten Raststätte wusch ich mir die Hände und holte mir etwas zu Trinken. Dann wollte ich losfahren. Nach einem kurzen Dreher des Anlassers erloschen alle Lichter und es war absolut kein Strom mehr vorhanden.
«Oje! Was habe ich jetzt falsch gemacht!», war mein erster Gedanke.
Die Fehlersuche begann - und hier zeigte sich nach einigen klar strukturierten Überlegungen der grosse Vorteil eines alten, mechanischen Gefährts: Fehler sind durch logisches Denken, ein bisschen Messen und Ausprobieren meist zu lokalisieren. Und sie sind auch sehr oft mit einfach Mitteln zu reparieren.
In meinem Fall war es ein Unterbrecher an der Batterie, der auch in kurzgeschlossenem Zustand keinen Strom leitete. Den Unterbrecher ausgebaut, das Kabel mit der alten Klemme wieder an der Batterie fixiert...und der Mocken surrte gleich nach dem Drehen des Zündschlüssels wieder vertraut und zuverlässig vor sich hin.
Also konnte die Fahrt nun, mit einiger Verspätung, losgehen. 
Das Tuckern mit 80km/h auf der Autobahn ist sehr gemütlich und ziemlich stressfrei - man nimmt sich automatisch Zeit und nimmt alles etwas gelassener. 
Spannend fand ich das Verladen auf die Fähre von Konstanz nach Meersburg. Entgegen meiner Erwartungen verlief das absolut reibungslos. 
Da ich heute und morgen Freitag Vormittag arbeite, musste ich nach dem Auspacken und Aufstellen der Modelle wieder nach Basel fahren...auch in der Nacht fährt sich der IVECO sehr angenehm und zuverlässig.
Heute habe ich dann Matratzen in die Pritschen gelegt und ein wenig Bettwäsche für die zwei Nächte eingepackt.

Auch das abermalige Zurücklegen des Wegs Basel-Friedrichshafen-Basel sowie die Fahrt nach Bern ein paar Tage darauf verliefen problemlos und machten Freude.

So habe ich innert einer Woche über 900 km auf dem «Muni» geübt und kann mich jetzt ohne Mühe im Verkehr bewegen.

Etwas Besonderes war das Tanken! Die Augen der Bedienung wenn ich meine Säulennummer sage und er einen Betrag von 500.-- Franken für etwas mehr als 280 Liter Diesel auf der Kasse sieht....unbezahlbar!




3 Kommentare:

  1. Bitte verzeiht das Aussehen des Blogs...irgendwie sah das auf der Edit-Seite ganz anders aus und kam gut rüber...

    AntwortenLöschen
  2. Das sieht doch schon alles sehr vielversprechend aus! Bin dabei!

    AntwortenLöschen
  3. Es sind doch die Eindrücke und Erlebnise die ihr erlebt viel wichtiger als das aussehen der Seite. Ich freu mich schon auf deine Eintragungen. Gruß Thorsten (Kapitän Odin)

    AntwortenLöschen

21. Juli 2019 | Basel | Danke!

Rumänien - Constanta Ich sitze knappe 48 Stunden nach unserer Rückkehr in die Schweiz gemütlich in Susannes Wohnzimmer bei einen Schw...