Voraussichtliche Reisedaten

Montag, 22. Juli 2019

21. Juli 2019 | Basel | Danke!

Rumänien - Constanta

Ich sitze knappe 48 Stunden nach unserer Rückkehr in die Schweiz gemütlich in Susannes Wohnzimmer bei einen Schwarztee mit Milch und viel Zucker und lasse wie so oft in den vergangenen Stunden meine Gedanken kreisen. Richtig angekommen bin ich noch nicht, ein Teil von mir ist noch immer unterwegs auf Reisen.

Istanbul - Bosporus

Georgien - Batumi

Da ist ein Gefühl der tiefen Dankbarkeit in mir, vermischt mit einer angenehmen Zufriedenheit über so viele grossartige Erlebnisse und Situationen, von denen viele mir erst jetzt langsam in ihrer ganzen Grösse und in ihrem vollen Umfang bewusst werden. Auf der Fahrt durch die Landschaften, vorbei an Dörfern, Bergen, Flüssen, Menschen und Tieren bin ich oft aus dem Staunen und Schauen kaum heraus gekommen...jetzt beginnen sich die Situationen in der Erinnerung festzusetzen und kommen in Bruchstücken im Vergleich zu meiner Heimat und dem «Normalen» hier in der Schweiz zu der für mich wahren Bedeutung. Ich hoffe, dieser Prozess hält an und lässt mich noch lange in einer schönen Mischung aus Erinnerung und Realität schweben.

Geoorgien - Tsageri-Pass

Georgien - Prometheus-Höhlen

Danke, Lorenz, dass Du vor anderthalb Jahren an mich gedacht hast, als Du den Wunsch verspürtest, eine grosse Reise gen Osten zu unternehmen! Was für eine Auszeichnung ist es doch, wenn einen ein Freund anruft und sagt, man sei der Einzige, mit dem er sich so ein Abenteuer vorstellen kann! Danke, dass Du mich ins Fernfahren eingeführt, mich mit meinen Macken angenommen und in allen Situationen immer eine positive und konstruktive Einstellung an den Tag gelegt hast. Es war nicht immer alles «Friede, Freude, Eierkuchen», wir haben auch schwierige Momente mit Situationen und miteinander gehabt – aber am Ende hat sich immer eine gute, kreative und oft auch lustige Lösung gezeigt. Wir haben zusammen gelacht und gestaunt, wurden auf holprigen Strasse durchgeschüttelt und fegten über Pisten in Grasländern, haben von einfachen Aufbrühsuppen am Strassenrand nach einer langen Fahrt bis zu grossartigen Menüs in schicken Restaurants nach einer Nacht im Hotel unterschiedlichste kulinarische Gelegenheiten erlebt und mussten uns mehrmals Lösungsansätze für technische Probleme überlegen.
Danke, dass Du mir mit Deiner Grosszügigkeit diese Reise überhaupt ermöglicht hast und niemals geknausert hast wenn es darum ging, einen schwierigen und holprigen Tag aufzuwerten.
Danke, dass Du immer ein offenes Ohr, kritische und ehrliche Antworten, eine positive und vorwärtsgerichtete Einstellung und eine gelassene Besonnenheit bereit hattest.

Georgien - Oni

Georgien - Barakoni

Danke, Susanne, dass Du mich vor und nach dieser Reise bei Dir unterkommen lässt, mich in jeglicher Hinsicht unterstützt, meine Reiselust und den Wunsch einmal für länger als nur zwei, drei Wochen weg zu fahren verstanden hast und mich gehen liesst. Für mich waren diese dreieinhalb Monate jedoch auch und vor allem eine Gelegenheit, aus der Distanz den Wert und die Schönheit unserer über 14 Jahre dauernden Beziehung wieder schätzen und lieben zu lernen.

Georgien - Tiflis

Georgien - Stepantsminda

Danke, Meret und Mylène, meine Töchter, dass Ihr mich in meiner Verrücktheit und mit meinen oft unkonventionellen Ideen immer wieder unterstützt und ermutigt! Es ist wohl das grossartigste Geschenk, solch offene, sympathische, liebende und freudvolle Töchter wie Euch zu haben! Dass bald eine weitere Generation von uns diese Haltung und Freude hoffentlich weiter tragen und entwickeln wird macht mich sehr zufrieden. Mylène, die rote Thermosflasche, die Du mir geschenkt hattest, war wohl das wichtigste und beste Utensil, das mich jeden Tag auf der Reise begleitet hat – heute ist sie ein schlicht unverzichtbares Element geworden und ich werde sie bestimmt noch oft bei mir haben und ihre perfekten Eigenschaften schätzen.

Russland - Wladikavkas

Russland - Elista

Danke, Malco, dass Du mir seit etwa 30 Jahren ein verbundener, weiser, sehr unterstützender, immer hilfreicher, unendlich grosszügiger, unglaublich kluger, durchweg kreativer und konsequent frei denkender Freund bist. Deine technische und kreative Hilfe und Unterstützung im Zusammenhang mit der Webseite und der Kompensation des von uns produzierten CO2hat mir und uns sehr viel geholfen. Du bist der Fels in der Brandung, die Wasserstelle in der Wüste, der kühlende Wind in gleissender Hitze. Danke!

Russland - Kalmükyen

Russland - Sonnenuntergang an der Wolga

Danke, Lavinia, für die unzähligen Stunden bester Musik, die Du mir und uns mit auf die Reise gegeben hast. Deine umfangreiche Sammlung an echter, qualitativ hochstehender, grossartig kreativer, unglaublich breitgefächerter und schlicht schöner Musik in einer Sammlung von 20 CDs liebevoll und sehr weitsichtig zusammengestellt in einem in Deiner typischen Kreativität gestalteten Tasche mitzuführen, immer wenn die Strassenverhältnisse den Betrieb des CD-Players zuliessen eine der Scheiben hervor zu nehmen, einzuschieben und in eine erfreuende und freudvolle Klangwelt einzutauchen war ein Geschenk! Als Mutter unserer beiden tollen Töchter hast Du viel zu meinem liebevollen Umfeld beigetragen und ich freue mich, dass wir bald Grosseltern werden und hoffentlich viel von dem Guten an die nächste Generation weitergeben können.

Russland - Bahnhof Wolgograd

Russland - Hauptverkehrsachse Saratov - Oral (Kasachstan)

Danke, liebe Eltern, dass Ihr Eure Bedenken und Ängste im Zusammenhang mit meiner Reise in den Hintergrund habt stellen können, dass Ihr so interessiert und wohlwollend an den Vorbereitungen und an der Reise selber teilgenommen habt und mich damit sehr unterstützt habt! Mami, Deine sagenhafte und berühmte Linzertorte, die Du uns auf den Weg mitgegeben hast, hat uns viele süsse, zauberhafte und an die Heimat erinnernde Momente geschenkt!

Kasachstan - Steppe

Kasachstan - Salzabbau beim Aralsee

Danke Susanne, Mara und Toni, dass ich mein Motorrad bei Euch in der Garage unterstellen durfte und mein «Beybeli» es bei Euch so gut hatte...es startete wie ich es erwartet hatte ohne zu Murren und wird mir hoffentlich noch viele schöne Fahrten bescheren.

Tadschikistan

Tadschikistan - Grenze zu Afghanistan

Danke, ihr lieben Freunde und Freundinnen, Verwandte und Bekannte, für Euer Interesse, für das Lesen des Blogs, für die Anwesenheit beim Abschied in Basel anfangs April, für die moralische Unterstützung, für die kritischen Fragen, für die guten Energien, die wir bis nach zentralasien zu spüren waren. Es tut gut, so viele liebe Menschen kennen zu dürfen und ich hoffe sehr, dass wir uns bald da oder dort sehen.

Tadschikistan - Panj, Grenzfluss zu Afghanistan

Tadschikistan - Jelondy, heisse Quellen

Mein grösster Dank geht aber an die oder den oder das, was auf irgend eine geheimnisvolle Art die Geschicke im Universum steuert, richtet, leitet. Dank Dir hatten wir spannende und unfallfreie zweieinhalb Monate auf über 22'000 Kilometern, lernten interessante und sympathische Menschen kennen, erhielten Hilfe wo wir sie brauchten, hatten meist sehr gutes Wetter und konnten einen Teil Deiner Kreation sehen, die uns vollkommen unbekannt war.

Tadschikistan - Pamir Highway/Akbaytal-Pass

Kirgistan

Kirgistan - Bazar in Osh

Kirgistan - Arslanbob (Walnuss-Ursprung)

Kirgistan - Naryn-Tal

Kirgistan

Kirgistan - Yssyköl-See

Kirgistan - Karakol

Kirgistan

Kasachstan

Russland - Sibirien

Russland


Samstag, 20. Juli 2019

20. Juli 2019 | Danke! - Beitrag von Lorenz

Es bedarf unzähliger einzelner Fäden, die durch vielerlei Hände laufen, um ein Reisetau zu spleissen, welches Xoff und mich so weit in den Osten fahren und wieder zurückkehren liess! Angefangen hat dieses Abenteuer aber eigentlich mit einem Bier! An einem Degustationsanlass vor langer Zeit erfrischte nämlich erstmals ein Kräuterbier der Brauerei Hardeggerperle meine reisedurstige Kehle und es war Liebe auf den ersten Schluck, bis heute! Beim vortan regelmässigen Abholen des braufrischen Gerstensaftes im Krauchthal entdeckte ich einmal per Zufall im Büro des Brauers Resu ein Kalenderbild, welches ein Iveco-Reisemobil majestätisch verloren mitten im Nirgendwo einer endlosen Steppe zeigte! Darauf angesprochen schwärmte mir Res von seinen wilden Abenteuern zusammen mit seinem Freund Hansjörg vor, welche die beiden auf ihrem wochenlangen Roadtrip quer durch Russland bis in die Mongolei und zurück erlebt hatten! 


Ich war fasziniert und einmal mehr vom Reisefieber infiziert und bat Resu darum, mich nicht zu vergessen, falls dieser Lastwagen je zum Verkauf stünde! Danach war erstmal monatelanges Biertrinken angesagt, bis mich Resu eines Tages völlig überraschend anrief und meinte, der Moment sei da, das Fahrzeug zu besichtigen und kurze Zeit später übergab uns Hansjörg (mit einem lachenden und einem weinenden Auge) die Schlüssel für den Muni samt Anhänger und Motorrad! Dass ich mit meinem Freund Xoff einen Reisepartner gefunden habe, der sich ebenso für ein solches Abenteuer begeisterte, ist ein weiterer Glücksfall unter all den losen Fäden, die sich nach und nach zusammenspleissten. Wir durften in der Folge von allen Seiten grossartige Unterstützung bei der Vorbereitung und Planung dieser Reise erfahren. Da sind unsere Familien, unsere Frauen und Kinder, unsere Geschwister und Eltern, unsere Freunde und Freundinnen, meine Kommandanten von der Feuerwehr, die uns alle trotz Verpflichtungen – zwar manchmal etwas kopfschüttelnd – aber nichtsdestotrotz ziehen liessen. Da sind die LKW-Fachmänner Urs, Adrian, Manuel, Stefan, Fritz und Pascal, welche sich die Zeit nahmen für all unsere 1000 Anfängerfragen, mit uns Räder gewechselt, Keilriemen gespannt, Filter ausgebaut, Öle gewechselt, Schmierpläne studiert und Ersatzteillisten zusammenstellten. Da sind Menschen wie Hansjörg, der Vorbesitzer des Munis und Kenners jeder (lockeren) Schraube am Fahrzeug, der uns immer wieder bereitwillig beratschlagte, Malko, der unermüdlich an der hackergeplagten Website mitbaute, Lukas, der sich mit Nah- und Ferndiagnosen dem Elektrosalat in der Wohnkabine annahm, Valeria und Daniel, die uns die Vollmacht für Xoff über alle auf mich eingelösten Fahrzeuge auf russisch übersetzten, welche wir zum Glück bis jetzt nie brauchten. 




Nicht zu vergessen all die liebenswürdigen und gastfreundlichen Menschen, die wir auf dieser Reise kennen- und schätzenlernen durften: Zurab, Nari, Rati und Nina, welche den ganzen notariellen Kram für das Zurücklassen des Anhängers und des Motorrades in Tbilissi erledigten, Barbara und ihre Familie, welche uns in Tbilissi, nachdem wir uns ca. 30 Jahre nicht mehr gesehen haben, die legendäre georgische Gastfreundschaft spüren liess und meine Reisebibliotheke mit einem spannenden Buch über Georgien erweiterte.


Und dann sind da Amahzol, Hynpadek, Nurbek, Ohrap Ongar, Aischan, Zeinulla, Aydyn Zhalil, Giorgi, Toleeb, Servar, Erkin, Jamsche, Bonjo, Faruch, Sasch, Neos, Okil, Mastish, Naim, Bacha, Nasar, Ramil, Sezim, Manas, Vreni, Werner, Philipp, Nicolai, Pascal und Sandro, um nur einige wenige namentlich zu nennen. Alles Menschen, die uns stets freundlich und hilfsbereit begegneten, sei es als Taxifahrer, Werkstattmitarbeiter, Köche, Nachtwächter, Motorradreisende, Grenzwächter, stundenlange Backgammon-Mitspieler, Polizisten, Zufallsbekanntschaften, Wegerklärer, LKW-Parkplatz-Nachbarn (mit oder ohne röhrendem Kühlanhänger), velofahrende Schweizer (!!!) usw.
Und last but not least: Mein grösster Dank geht an meinen Freund Xoff: Ohne Dich wäre diese Reise und all die gemachten Erfahrungen so niemals möglich gewesen. Du hast Dich am Steuer über tausende von Kilometern als sehr guter schlaglochausweichender Fernfahrer bewiesen, die ab und an (auch mal hart) geführten Diskussionen mit Dir waren interessant und lehrreich und dass Du Dich bisweilen in der Fahrerkabine beim Dozieren über geologische Verwerfungen im kirgisischen Hinterland selbst übertroffen hast, zeichnet Dich einfach als informierter und berufener Lehrer aus! Damit dass Du als Fotograf und Tagebuchschreiber diese ganze Reise minutiös dokumentiertest, hast Du neben mir auch einer Vielzahl von mitlesenden Menschen eine grosse Freude und ein tolles Andenken bereitet!


Wuala! Diese genannten und eine Vielzahl ungenannter Menschen trugen alle dazu bei, dass wir diese Reise als unvergessliches Abenteuer der Extraklasse erleben durften!

Vielen Dank und allen allzeit ein glückliches Dawai!!!






20. Juli 2019 | Bruchsal (D) – Karlsruhe (D) – Basel (CH) – Bern (CH) | 315 km | Das Ende der Reise

Auch am letzten Morgen, einem, an dem die Sonne lachte, wir die Geräusche der gleich nebenan verlaufenden Autobahn schon kaum mehr wahrnahmen und wir uns beide auf die Heimkehr in die Heimat freuten, brauten wir uns einen Schwarztee, für mich mit der unverzichtbaren Milch in Pulverform und viel Zucker und es gab sogar ein Croissant aus dem Tankstellenshop.

Nachtplatz Bruchsal in der Morgensonne

Es lagen nur etwas mehr als 200 km bis Basel und dann noch rund 100 km bis nach Bern vor uns, welche absolut reibungslos und ohne Hindernisse in zügigen drei, resp. viereinhalb Stunden im zufrieden schnurrenden Muni gefahren waren.


Während die Landschaft an uns vorbei zog holten wir Erlebnisse aus den vergangenen dreineinhalb Monaten hervor, fragten uns gegenseitig: «..weist du noch...die Strecke von…?» oder «...erinnerst du dich an…?»...es sind absolute Superlative, die wir haben erleben dürfen...Superlative für uns, nicht in einem allgemein gültigen Masstab gerechnet, sondern als persönliche Erlebnisse und Situationen, die sich in unser Gedächtnis eingebrannt haben und von denen wir einige unseren Grosskinder erzählen werden.

Es schwang auch Wehmut mit beim Gedanken, dass am Mittag einfach so alles fertig sein würde und wir diese lange-kurze Zeit werden abbrechen müssen/wollen/dürfen/sollen.

da ist eine Spur frei rechts - Dawaij!

Den Grenzübertritt in die Schweiz machten wir georgisch-armenisch-russisch-usbekisch flott und überholten einfach alle in der zweispurigen Schlange vor dem Zollamt Weil am Rhein/Basel rechts auf der Spur für Busse und PW mit Anhänger, stoppten kurz an der Linie weil dort ein STOP-Zeichen stand und fuhren, als keine Reaktion von Seiten der Beamten kam, einfach langsam in die Schweiz. Also, ich fuhr...und hatte eine ***-Freude, einfach so in mein Land zu fahren ohne dass sich irgendjemand für unser Kommen interessiert hätte.


Der erwartete Stau der «Weil-Center»-Billig-Shopper und Am-Paketservice-Päckli-Abholer entlang der Wiese blieb aus und so waren wir ruck zuck auf dem Hafenareal, wo wir unsere Sachen trennten und ich sie ins MamaMobil umlud. Da war auch erstaunlich schnell erledigt. Wir sassen verträumt auf's französische Ufer des Rheins hinüber, mir fielen keine wirklich passenden Worte des Danks ein, wusste nicht recht, was sagen, denn es war alles gesagt und es war alles gut und ich hatte eine ***-Freude über eine grossartige Reise...und am Ende verabschiedeten wir uns herzlich...wir wissen, dass jeder zuerst an seinem Ort ankommen will und muss und wir dann in Ruhe zusammen sitzen werden, dass sich dann die Erlebnisse, Gedanken, Gefühle, Freude, Trauer, Dankbarkeit, Vertrauen und viele mehr verbalisieren lassen...und eigentlich gab es in dem Moment des Abschieds auch nicht viel zu sagen. Alles war gut und wir waren so zufrieden, dass es keine Worte dafür gab.


Ein paar Sprünge haben wir mit dem Selbstauslöser fotografieren...aber irgendwie fehlte uns da die Koordination…Lorenz in der luft und ich am Boden...ich in der Luft und Lorenz in unvorteilhafter Pose am Anlauf holen, beide am Boden, ich mit Grimasse..aber auf keinem springen wir gleichzeitig.




Ich sah Lorenz, der laut trötend davon fuhr, lange nach und liess den Moment noch in Ruhe sacken, bis ich mich ans Steuer des kleinen Flitzers setzte und zu Susannes Wohnung fuhr. Ausladen, runter und hoch tragen, auspacken, sortieren, duschen, rasieren, dazwischen Auto versorgen, im Frühling eine erfrischende Latte Freddotrinken, sich dort gleich mit Tochter Meret, Elias und meinem ungeborenen/r Enkel/in treffen, Motorrad holen, da und dort ein Schwätzchen halten und ein paar Muster erzählen...das waren meine ersten Momente nach der Ankunft und ich fühle mich sehr wohl und gut und zufrieden.


Ich werde hier noch ein paar Beiträge einstellen...für den Moment soll das aber reichen, denn ich habe grad gar keine Lust, an einem warmen Sommer-Samstag-Abend in der schönsten Stadt der Welt am Computer zu sitzen...ich schreibe wenn es passt...einfach wieder rein schauen…;)






























Freitag, 19. Juli 2019

19. Juli 2019 | Legnica (PL) – Görlitz – Dresden – Chemnitz – Zwickau – Hof – Nürnberg – Heilbronn - Stuttgart– Bruchsal (D) | 758 km | zweitletzte Etappe

Gestern vergass ich komplett, mein persönliches Lastwagenchauffeurjubiläum bekannt zu geben und zu feiern: ich bin seit gestern mit meinen mittlerweile über 10'000 km am Steuer eines Lastwagens der Kategorie C vom Status des Lehrlings zum Novizen aufgestiegen...Juhui!

Nachtrag von gestern: derNachtplatz in Legnica

Natürlich gab's heute wieder den Schwarztee mit Milch(pulver) und viel Zucker...dazu hatte Lorenz im Tankstellenshop zwei Hot-Dog-Brötchen ohne Dog (Würstchen) organisiert, die noch warm waren, innen ein langes Loch hatten und mit russischen Honig bestrichen erstaunlich gut waren.
So konnte der zweitletzte Reisetag gut starten und anfangs stralte sogar ein wenig die Sonne, was sich aber schnell ändern sollte. Leider regnete es einen grossen Teil des Tages und der Himmel war zumeist verhangen. Deshalb gibt es heute kaum neue Fotos.

Von Legnica in Polen waren es kaum 100 km bis zur Deutschen Grenze, die wir beinahe verpasst hätten, denn da war kein Grenzposten und das Schild, auf dem «Willkommen in Deutschland» steht, haben wir nur aus dem Augenwinkel gesehen. So schnell und unkompliziert war schon lange kein Grenzübertritt mehr! Er hat etwa eine Zehntelsekunde gedauert – sogar zu wenig um auch nur daran zu denken, den Pass hervor zu nehmen.

erster Stopp: Maut bezahlen. 130 € für die Strecke Dresden - Basel. 

Über die Strassenverhältisse in Deutschland muss ich nicht viel schreiben. Die Autobahn auf der wir bis in die Gegend von Stuttgart gefahren sind, war schlicht perfekt. Es hatte genau zwei Schlaglöcher, die wir beide erfolgreich getroffen haben, dazu drei Bodenwellen und auf etwa drei Kilometern hatte es eine Spur von Spurrillen. An einigen Stellen war die Markierungsfarbe etwas verblasst und einmal hatte es sogar etwas Abfall am Strassenrand...nicht schlecht für über 600 Kilometer…;)
Allerdings haben so gute Strassenverhältnisse auch ihre Nachteile. Alle wollen darauf fahren. Möglichst viel und möglichst lange und möglichst schnell. Und wenn immer möglich alleine im Auto. Hin und zurück. Wahrscheinlich suchen sich die Deutschen und alle, die die Deutschen Autobahnen befahren immer wieder Gründe, um darauf zu fahren. Jeden Tag. Hin und zurück. So oft wie nur möglich. Bestimmt ist es bei so guten Strassen verpönt, in der gleichen Gemeinde zu arbeiten wie man wohnt. Hip sind Arbeitsorte, die möglichst weit entfernt und direkt an der Autobahn liegen. Wenn immer möglich fährt man auch zum Mittagessen auf der Autobahn nach Hause, denn das Fahren auf der Autobahn ist so toll. Jeder macht es. «Fahr'n, fahr'n, fahr'n, auf der Autobahn» ist wahrscheinlich der Lieblingssong der Deutschen.
Und deshalb gibt es überall und immer Staus. Das lieben die Deutschen. Wer nicht mindestens 50 Stunden pro Monat im Stau steht muss den Führerschein abgeben. Und das Kontrollschild seines Autos. Fahren. Stehen. Fahren. Stehen. Vor allem Stehen. Des Deutschen Leidenschaft.

Im Stau stehen. Eine Deutsche Passion.

Wir haben Staus nicht so gerne. Deshalb fuhren wir fast ausschliesslich in Gegenrichtung und konnten deshalb die Stausteher aus Passion über viele Kilometer beobachten. Es war ein schönes Bild. Ganz ruhig und gesittet. Mit einem Lächeln im Gesicht stehen sie im Stau. In ihren schönen Autos, die eigentlich zum Fahren gebaut wurden. Aber sie stehen auch gut, die Autos.

Auch wir hatten Stau. Oder besser: zähflüssigen Verkehr.

Die Landschaft – sofern wir wegen der vielen Bäume entlang der Autobahn überhaupt etwas davon sahen – war schniecke und super gepflegt. Schöne Felder, nette Dörfer, viele Wind- und Sonnenfarmen, sehr viele kulturelle Hinweisschilder am Autobahnrand und sehr saubere und gepflegte Parkplätze und Raststätten rundeten das Bild ab und liessen uns unmissverständlich erkenne, dass wir uns im wohlgenährten, reichen und sicheren Westeuropa befanden.

Nicht dass wir uns auf dieser Reise je unsicher gefühlt hätten – ausser vielleicht in der Nacht in Волгоград (Wolgograd) als wir von einem Betrunkenen angegriffen wurden und er das Seitenfenster eingeschlagen hat – im Gegenteil, wir waren immer sicher, wurden immer zuvorkommend und anständig behandelt und es wurde uns immer geholfen, auch wenn wir gar keine Hilfe benötigt hätten. Aber hier in Deutschland hatte ich so ein klares und deutliches Gefühl von (vermeintlicher) Sicherheit und alles vermittelte einen Eindruck von sauber, gepflegt, geordnet, geregelt und – eben – sicher. Aber dieser Eindruck kann täuschen, was allein an den Namen der Orte, an denen wir vorbei gefahren sind leicht zu erahnen ist. Ich sag nur «Zwickau». Oder Hoyerswerda.

Windfarm, eine davon.

Ich möchte ein paar Orte herausheben, die mir nahe sind und zu denen ich eine Art von Beziehung habe.

Zuerst war das Görlitz. Meyer Optik Görlitz. Die haben zwei meiner Objektive (Trioplan 50 und 100) hergestellt. Das sind Objektive der Sonderklasse, denn sie sind technisch mehr als Hundert Jahre alt und waren damals die besten Objektive überhaupt. Sie wurden neu aufgelegt und an die modernen Kameras angepasst, d.h. man kann sie an moderne Kameras anschliessen...die Technik ist aber die Alte. Kein Autofokus. Blende muss manuell eingestellt werden. Aber man kann Fotos wie früher machen. Mit einem wunderbaren Bokeh (Hintergrundunschärfe).

Elbsandsteingebirge. Da will ich irgendwann mal sehen. Muss grossartig sein. Landschaftlich.

Radebeul. Da ist das Karl May-Museum. Und da wohnt Beate von Himbeer. Bitte verzeih, dass wir nicht auf eine Stippvisite vorbei gekommen sind...aber der Stalldrang war zu stark…;)

Dresden. Da spielt der Roman «Slaughterhouse Number Five» von Kurt Vonnegut Jr. Da möchte ich mal hin. Die Stadt soll auch sehr schön sein. Schön rekonstruiert, nachdem die Amis sie im Zweiten Weltkrieg in letzter Minute noch total zerstört haben.

Sächsische Schweiz. Beate hat immer davon geschwärmt. Andere auch. Das muss ich auch sehen. Und die Fotokamera mitnehmen.

Zwickau. Da will ich nicht hin. Da will niemand hin.

Erzgebirge. Eher ein Hügelland, so viel ich gesehen habe. Aber sehr interessant, glaube ich. Ein Must-See auf einer Reise in den Osten Deutschands, denke ich. Mit Fotoapparat.

Nürnberg. Puppenkiste. Spielzeug. Bootsmesse. Grosse Stadt. Will ich sehen. Irgendwann.

Und da waren noch so viele Orte, die an der Autobahn auf braunen Schildern beworben wurden. Architektonische, landschaftliche, literarische, kulturelle, museale, technische, kriegerische, menschliche und wasweissich noch alles für Aspekte in dieser Ecke Deutschlands einen interessierten Reisenden locken – mich reizte es ungemein, da und dort anzuhalten, auszusteigen, Zeit zu verbringen und das Gute und Schöne und Interessante wahrzunehmen.

Vielleicht steige ich irgendwann mal auf mein Motorrad und bereise diese Gegend in Ruhe und mit der Kamera ausgerüstet...ich werde berichten. Aber nicht morgen und auch nicht übermorgen.

Die Heimat kam immer näher, die Ortsnamen wurden bekannter und schliesslich bei Heilbronn und dann bei Stuttgart. Und Basel war nur noch etwa 200 km entfernt. Jetzt war Zeit einen Platz zum Schlafen und vor allem ein Abendessen zu suchen. Aber bitte nicht Raststätten-Frass, sondern ein richiges Restaurant, welches wir in Bad Schönborn fanden weil wir einfach von der Autobahn runter gefahren sind und mit Hilfe des Navigationsgeräts die nächste Gaststätte angefahren haben. Geparkt haben wir in dem engen, kleinen Dorf auf dem Kundenparkplatz der Sparkasse und Im vollen Restaurant hatte es am Tisch von Petra und Wolfgang noch zwei Plätze frei. Es war ein in jeder Hinsicht gutes und schönes und perfektes Abendessen. Ein alkoholfreies Bier, ein feiner Menüsalat, ein leckeres Cordon Bleu und sehr sympathische Tischnachbarn mit denen wir ein angeregtes und heiteres Gespräch über das Reisen und das leben führen durften. Danke Petra und Wolfgang!

Der Standplatz für die Nacht ist nicht besonders romantisch oder kuschelig, aber zweckmässig und sicher: auf dem Rastplatz Bruchsal, etwas 6.50 m von der Leitplanke entfernt, eingeklemmt zwischen einem Sattelschlepper und der Begrenzung des Parkplatzes, in unmittelbarer Nähe zur Tankstelle und mit dem Brummen und Zischen der ohne Geschwindigkeitsbegrenzung vorbei flitzenden Fahrzeuge im Ohr verbringen wir die letzte Nacht dieses Abenteuers – und ich bin überzeugt, dass ich genau so gut schlafen werde wir in allen vorherigen Nächten.

Morgen hoffen wir gut durch zu kommen und gegen Mittag in Basel einzutreffen...ich werde berichten.



21. Juli 2019 | Basel | Danke!

Rumänien - Constanta Ich sitze knappe 48 Stunden nach unserer Rückkehr in die Schweiz gemütlich in Susannes Wohnzimmer bei einen Schw...