Voraussichtliche Reisedaten

Samstag, 6. Juli 2019

6. Juli 2019 | Барабиск (Barabisnk) - Омск (Omsk) - Абатское (Abatskoje) (RU) | 644 km | Noch mehr Sibirien

Wir standen extra früh auf, denn wir wollten heute vorwärts kommen – aber oh Schreck, wir waren komplett zugeparkt von Dutzenden von Lastwagen!

suboptimaler Standort für einen frühen Start

Also gab's zuerst ein Frühstück im Restaurant – diesmal sogar mit richtiger Milch im Schwarztee mit viel Zucker. Das schmeckte mir ausserordentlich…:)

Nach ein wenig Warten half uns der Parkplatzwächter und weckte einen Chauffeur, der seinen Lastwagen wegfuhr, so dass wir durch eine Lücke hinaus fahren konnten, die sich in der Zwischenzeit gebildet hatte weil ein paar der vorderen Lastwagen weggefahren waren. So waren wir zwei Stunden nach dem Aufstehen bereits um 8 Uhr auf der Strasse. Eigentlich dachten wir, es sei schon 9 Uhr, denn unsere Uhren liefen noch in der letzten Zeitzone, resp. Mein Mobiltelefon hatte sich nicht korrekt umgestellt.

typisch sibirische Landschaft I

Über die Landschaft, die wir durchfuhren, gibt es nicht viel Neues zu berichten: es ist etwas das Gleiche wie gestern. Viele Wälder, vornehmlich Birken, viele freie Flächen, meistens sumpfig und teilweise und in der nähe von Agglomerationen auch bebaut oder als Wiesen für die Grasproduktion genutzt.

typisch sibirische Landschaft II

Da Russland zu wahrscheinlich zu 98% aus einer zusammenhängenden Ebene besteht war nirgends eine Erhöhung zu sehen und der Horizont war nur auf den freien Flächen weit weg...sonst fuhren wir zwischen den Wald-Wänden auf durchweg schnurgeraden Strassen, die ab und zu in einer leichten Kurve die Richtung wechselten.

typisch sibirische Landschaft III

Die Stadt Омск (Omsk) umfuhren wir auf einer Ringstrasse, die uns sehr flüssig und mit wenig Verkehr vorbei scheuste. Aus der Ferne sah ich die riesigen Industrie-Areale und ein wenig des Häusermeers, aus dem keine markanten Gebäude hervor stachen. 

Omsker Industrie aus der Ferne

Die Stadt hat fast 1,2 Mio. Einwohner und liegt am Zusammenfluss der Flüsse Ob und Irtysch. Sie wurde anfangs 18. Jahrhundert als Festung zum Schutz gegen Angriffe aus dem Südosten und zur weiteren Erschliessung Sibiriens gegründet und war im 19. Jahrhundert Verbannungsort von Dissidenten, unter anderem Fjodor Dostojewski und etwa 600 Dezembristen, Offizieren der russischen Armee, die im Dezember 1825 den Eid auf den Zaren verweigerten weil sie mit dem Regime des Zaren, der Leibeigenschaft, der Zensur und der Willkür der Polizei nicht einverstanden waren.
Die Eröffnung der Transsibirischen Eisenbahn 1895 bescherte der Stadt einen grossen Wachstum und sie wurde zur wichtigsten Handelsstadt in Sibirien – über ihren Hafen am Irtysch wurden die Städte in der Taiga nördlich von Omsk mit Gütern versorgt.
Im Zweiten Weltkrieg, als viele kriegswichtige Industriezweige nach Osten verlegt wurden, wurde Omsk eine wichtige Industirestadt...hier wurden die bekannten T-34-Panzer gebaut.
Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde Omsk geschlossen, das heisst, es war Ausländern nicht möglich in die Stadt zu reisen. Damit sollte die wichtige Rüstungs- und Raumfahrt-Industrie vor Spionageangriffen geschützt werden.
Scheinbar ist Omsk architektonisch interessant, finden sich hier doch Bauwerke aus mehreren - also genau genommen drei – Jahrhunderten und es hat eine sehenswerte Altstadt.

typisch sibirische Landstrasse I

Die Strassen auf der heutigen Route waren in sehr gutem Zustand, so dass wir fast dauernd zwischen 70 und 80 km/h «brettern» konnten. Einmal hatte ich während Lorenz im Shelter ein Nickerchen machte sogar einen Stau vor einer Baustelle, der mich zu einer Fahrpause von fast 40 Minuten zwang… diesen Stau eingerechnet hatten wir heute eine Durchschnittsgeschwindigkeit von 71,5 km/h und erreichten einen neuen Streckenrekord: 644 Kilometer.

typisch sibirische Landstrasse II (mit vielen toten Insekten auf der Windschutzscheibe)

Wenn ich gleich bei den Zahlen bin: ich habe recherchiert und folgende Angaben zur Ausdehnung unserer Reise zusammengetragen, denn heute befinden wir uns in Абатское (Abatskoje) am nördlichsten Punkt unserer Route:

Südlichste Position: Chorug in Tadschikistan 37° 30' N auf gleicher Höhe wie Agrigento auf Sizilien, etwas südlicher als Athen, etwas nördlicher als Faro in Portugal.

Nördlichste Position: Abatskoje in Russland 56° 17' N auf gleicher Höhe wie Aarhus und etwas nördlicher als Helsingborg (beide in Dänemark), etwas südlicher als Riga in Lettland.

Östlichste Position: Barnaul in Russland 83° 46' E auf gleicher Länge wie Vishkapatnam in Indien (Ostküste, Bundesland Odisha) und fast so weit wie Katmandu in Nepal.

Auf der Karte mit rudimentären Linien ist die Ausdehnung ungefähr ersichtlich. Wer's nachprüfen will: hier gibt's gute Informationen zu Orten auf gleicher Breite oder Länge.


So viel zu den Zahlen.

Das Wetter war heute sehr unterschiedlich. Wir hatten Sonnenschein mit Hitze, Regengüsse bei bewölktem Himmel und jetzt am Abend am nördlichsten Punkt ist alles grau in grau, es regnet Bindfäden und ist für den Hochsommer empfindlich kühl...ich trug heute durchgehend lange Jeans und jetzt ist sogar meine orange, schon in die Jahre gekommene Lieblingsjacke notwendig um nicht zu frösteln…;)

typisch sibirische Birken I

typisch sibirische Birken II

typisch sibirische Birken III

Sonst gibt es nicht viel zu erzählen von einem Tag, der sich auf der Landstrasse abspielte und wenig Spannendes und keine nennenswerten Erlebnisse bereit hielt.

Blick auf Абатское (Abatskoje) I

Blick auf Абатское (Abatskoje) II


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