Nach einer regnerischen Nacht konnten wir infolge geschlossener Türen unser Frühstück nicht im Restaurant des Parkplatzes einnehmen und mussten uns mit einem heissen Schwarztee mit für mich Milch(pulver) und viel Zucker begnügen.
trister Morgen auf dem Lastwagenparkplatz |
Neben uns schliefen zwei Fahrer in ihren Kleinlastern der Firma Красное&Белное, von denen wir jeden Tag Dutzende auf der Landstrasse sehen – aber wir wissen noch immer nicht, was diese Firma transportiert. Es sieht nach Lebensmitteln aus, könnte sich aber auch um Backwaren oder Haushaltsartikel handeln.
Sonnenblumenfalder auf der Strecke zur ukrainischen Grenze |
Der Start des heutigen Tages verlief sehr gut – wir kamen auf den tadellosen Strassen zügig voran und erreichten schon bald Курск (Kursk), eine Stadt mit rund 400'000 Einwohnern, die aus vier Gründen berühmt ist.
Erstens schlug vor etwa 250 Millionen Jahren ein Meteorit in der Nähe dieser – damals natürlich noch nicht gebauten – Stadt ein und hinterliess einen sechs Kilometer durchmessenden Krater, von dem aber heute an der Oberfläche nichts mehr zu erkennen ist.
Zweitens liegt hier die sogenannte Kursker Magnetanomalie, das weltgrösste bekannte Eisenerzbecken mit einem Eisengehalt von 35% bis 60%.
Drittens fand bei Kursk im Zweiten Weltkrieg die grösste je in einem Krieg ausgetragene Panzerschlacht, die sogenannte «Schlacht am Kursker Bogen», statt. Ausserdem war die Stadt von 1941 bis 1943 von der Wehrmacht besetzt, welche viele Einwohner erschoss oder zur Zwangsarbeit nach Deutschland deportierte.
Viertens ist im Jahr 2000 das russische Atom-U-Boot «Kursk», das nach der Stadt benannt war, durch eine von einem technischen Defekt ausgelöste Explosion an Bord gesunken und die gesamte Besatzung von 112 Mann wurde dabei getötet.
Vielfalt am Strassenrand |
Wir fuhren an der Stadt vorbei, die keinerlei Sehenswürdigkeiten aufweist.
noch mehr Sonnenblumen |
Im Westen der Stadt liegt ein grosses Atomkraftwerk mit vier graphitmoderierten Reaktoren wie sie auch in Tchernobyl eingesetzt wurden. Diese Reaktoren gingen zwischen 1977 und 1986 in Betrieb...wir fuhren so schnell wie möglich daran vorbei.
Blick zurück nach Russland über den Grenzzaun von der Ukraine aus |
Etwa 100 km westlich von Курск (Kursk) liegt ein kleiner Grenzübergang zur Ukraine, den wir ansteuerten und auch bereits um 11.30h erreichten. Die Beamten auf russischer Seite waren heute besonders geflissentlich und kontrollierten uns so genau wie wir es auf der gesamten Reise nicht erlebt hatten. Zudem hatten sie irgend ein Problem mit unserem Fahrzeug, so dass die Ausreise aus Russland aus für uns unerfindlichen Gründen mehr als zweieinhalb Stunden dauerte. Unter anderem mussten wir unsere beiden Pfeffersprays, die wir zur Selbstverteidigung dabei hatten, wegwerfen – sehr wahrscheinlich waren die Beamten einfach scharf auf die Sprays und haben sie nachdem wir weg waren schlicht wieder aus dem Abfalleimer gefischt.
Auch auf ukrainischer Seite ging die Abfertigung lange – dort waren die Beamten aber wenigstens zu Spässen aufgelegt und flachsten mit uns – wir verstanden uns blendend auf Bern-, resp. Baseldeutsch und auf Ukrainisch.
Grenzübergang von der Ukraine aus |
Nach den ersten grauenhaften Strassen-Kilometern nach der Grenze schwante uns Böses, wir wurden aber eines Besseren belehrt, denn die Landstrasse M02, auf die wir kamen, ist in einem perfekten Zustand. Hier sind die Strassen noch gerader als in Russland – die längste schnurgerade Strecke, die wir heute fuhren war 38 km lang. Kein einziger Bogen, kein Kürvchen, nichts. Alles geradeaus!
gerade Strasse bis an den Horizont |
In der Ukraine werden die Strassen weit an den Dörfern vorbei geführt, so dass bei uns der Eindruck entstand, es gebe gar keine Dörfer. Ausserdem sind die Felder hier noch einmal grösser und wieder begleiteten uns die Sonnenblumen den ganzen Tag über. Der Verkehr war sehr schwach, so dass wir zeitweise viele Kilometer fuhren ohne einem entgegenkommenden Auto zu begegnen.
die ersten Meter Ukraine |
Nach dem Grenzübertritt – es war schon 15.30 Uhr – fuhren wir noch gute zwei Stunden Richtung Київ (Kiew) bis uns der Magen knurrte und wir hoffnungsvoll bei Мала Кошеливка (Mala Koschelivka) an einem der sehr dünn gesäten Parkplätze mit Restaurant hielten. Leider stellte sich heraus, dass das Restaurant geschlossen war. Da wir aber nicht mehr fahren mochten, begnügten wir uns mit den letzten beiden asiatischen Aufbrüh-Suppen und zwei Stücken Brot.
Standplatz im Abendlicht |
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