Natürlich begann der heutige Tag mit einem Toast aus dem Minibackofen, Bienenhonig und Schwarztee mit Milch(pulver) und viel Zucker...und ein wenig Sonnenschein. Ausserdem begrüsste uns ein dichter, tropffreier Kupplungszylinder als Beweis für die gute Arbeit vom Vortag.
Da wir den Reparaturtag aufholen wollten starteten wir früh und waren schon kurz nach 8 Uhr auf dem Weg Richtung Westen. Fast kein Verkehr und sehr gute Strassen begünstigten ein rasches Vorwärtskommen und wir flogen buchstäblich an den immensen Feldern, den Buche-Eichen-Mischwäldern, den Waldschneisen und den Wiesenlandschaften vorbei.
trotz guter Strassen: ein übler Bahnübergang hat immer Platz...;) |
Zusätzlich zu den guten Strassen und dem wenigen Verkehr kam uns der Wechsel in die nächste Zeitzone, von der Samarer-Zeit in die Moskauer-Zeit zugute: so konnten wir eine Stunde mehr fahren und waren trotzdem um 18 Uhr fertig…:)
Russland hat übrigens 11 Zeitzonen, die jedoch nicht den Längengraden entlang gelegt sind, sondern teilweise sehr komische Grenzen haben. So hat zum Beispiel die Oblast Omsk eine eigene Zeitzone. Auf der angehängten Karte sind die Zeitzonen erkennbar, mehr erfährt man z.B. auf Wikipedia.
11 Zeitzonen in Russland |
Hier im Westen Russlands ist die Landschaft hügelig und die Strassen sind oft auf den Höhen der sanften Hügel verlegt. Dadurch hatten wir einen schönen Blick über die leicht gewellte Ebene. Oft durchziehen kleine Flüsse die Felder und werden von einem Schilfband und wilder Vegetation begleitet,. Dadurch ergeben sich viele malerische Ansichten, die durch die Wolken auf sattblauem Himmel unterstrichen werden.
Städte wie Балашов (Balaschow), Борисоглебск (Borisoglebsk) und Анна (Anna) lagen auf unserer Route Richtung Воронеж (Woronesch).
Ortsschild von Анна (Anna) |
Борисоглебск (Borisoglebsk) hat seinen seltsamen Namen von der ersten Kirche, die hier errichtet wurde und den beiden Heiligen Boris und Gleb gewidmet war. Wie viele Städte war sie ursprünglich eine Festung zum Schutz vor Überfällen von nomadisierenden Völkern (hier die Tataren) auf das Reich der Zaren.
typisches russisches Haus in Анна (Anna) |
Анна (Anna) ist mit seinen etwa 20'000 Einwohnern eine unbedeutende Ortschaft und hat ihren Namen nicht etwa von einer berühmten Frau oder Heiligen mit Namen Anna, sondern ist nach dem Fluss Анна (Anna) benannt, der durch sie fliesst. Das einzige bedeutende Bauwerk ist die Christe-Geburt-Kirche mit ihren 13 Kuppeln und einem 40 m hohen Glockenturm, die glücklicherweise direkt an der grossen Kreuzung steht, aüber die wir gefahren sind und ich so ein Foto schiessen konnte.
Christi-GEburt-Kirche in Анна (Anna) |
Воронеж (Woronesch) |
Воронеж (Woronesch) hingegen ist eine durchaus bedeutende Stadt – zumindest hostorisch gesehen. Erste Spuren einer Besiedlung der Gegend stammen aus der Steinzeit, erstmals erwähnt wurde die Stadt im 12,. Jahrhundert. Man weiss, dass sie Mitte des 13. Jahrhunderts von einer mongolisch-tatarischen Reiterarmee zerstört wurde. Ende des 16. Jahrhunderts wurde dort eine Festung gegen die Krimtataren errichtet. Durch die Verlegung der Grenzen des Zarenreichs nach Süden verlor die Stadt ihre Bedeutung und erst der Bau einer Werft Ende des 17 Jahrhunderts durch Zar Peter der Grosse belebte die Siedlung wieder. Diese Werft wurde zum Bau der Asow-Flotte gegründet. Das Asowsche-Meer liegt zwischen der Krim, Краснодар (Krasnodar) und Ростов-на-Дону (Rostow am Don) und ist durch die Strasse von Керчь (Kertsch) mit demSchwarzen Meer verbunden. Es liegt über 1000 km von Воронеж (Woronesch) entfernt!
Die Werft wurde hier gebaut, weil in dieser Gegend grosse Wälder als Holzlieferant dienten und die Schiffe über die Flüsse Woronesch und Don ins Asowsche Meer gebracht werden konnten.
Peter der Grosse wollte im zweiten Aswofeldzug die türkische Festung Asow erobern, was ihm mit Hilfe der in Воронеж (Woronesch) gebauten Flotte auch gelang.
Fischer auf dem Woronesch |
Im 19. Jahrundert wurde Воронеж (Woronesch) zum kulturellen und wirtschaftlichen Zentrum Südwestrusslands. Getreidemühlen, Butter-Manufakturen, Seifensiedereien und der Handel mit Backwaren, Viel, Salzen und Wolle waren Grundlage für eine Blühende Wirtschaft. Damit wuchs auch die Anzahl kultureller Einrichtungen.
Getreidesilos bei Балашов (Balaschow) |
Im zweiten Weltkrieg war Воронеж (Woronesch) in den Jahren 1941 und 42 von der Wehrmacht besetzt und war bei ihrer Befreiund durch die Rote Armee zu 90% zerstört. Nach dem Krieg wurde die Stadt wieder aufgebaut und es wurde grosser Wert darauf gelegt, die historischen Gebäude zu restaurieren oder -konstruieren.
Kriegserinnerung in Воронеж (Woronesch) |
Auf unserer ganzen Strecke heute begleiteten und die Sonnenblumen. Entlang der Strasse E38 liegen Dutzende wenn nicht Hunderte von Quadratkilometern Sonnenblumenfelder. Odft reichen sie auf beiden Seiten der Strasse bis zum Horizont und das Geld der Blütenblätter dominiert weite Teile der Landschaft. Zu meinem Erstaunen drehen sich die Russischen Sonnenblumen nicht nach der Sonne, sondern bleiben den ganzen Tag über nach Osten ausgerichtet – oder habe ich da etwas falsch in Erinnerung? Jedenfalls meinte ich bisher immer, Sonnenblumen würden ihre Blüten im Lauf des Tages der Sonne nach drehen.
Gewitter im Abendlicht |
Wenn einen Tag lang die Sonne auf das Land scheint und brennt bilden sich gegen Abend oft Gewitterwolken und es regnet sehr häufig. Heute haben wir einen recht starken Regen auf der Landstrasse erlebt – das dramatische Licht, auf der einen Seite der blaue Himmel mit weissen Wölckchen und auf der gegenüberliegenden Seite die dunkle, fast schwarze Gewitterfront, liessen uns staunend zum Himmel schauen und das Schauspiel geniessen.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen