Ich vergass heute früh, die ECHTE Milch, die wir vorgestern gekauft hatten, zum Frühstück im Restaurant des Lastwagenparkplatzes mitzunehmen und trank den Schwarztee deshalb nur mit viel Zucker...und aufgrund der fast schon zur Gewohnheit gewordenen Verständigungsschwierigkeiten blieb es auch beim Schwarztee...aber wenigstens begrüsste eine strahlende Sonne den Tag nach einer gewittrigen Nacht.
Landschaft westliche des Ural |
Das mit der Sonne sollte sich bald ändern, denn schon als wir uns dem Ural-Gebirge näherten zogen Wolken auf und bald schon begann es zu regnen und es konnte isch keine sommerliche warme Temperatur aufbauen.
Strasse in den Ural |
Der Ural – also das Gebirge – ist in Form und Höhe mit unserem Jura zu vergleichen...ein Hochgebirge ist es definitiv nicht. Die Hügel, die bis zu 1895 m hoch sind, sind mit dichtem Wald bewachsen. In den unteren Höhen ist es ein reichhaltiger Mischwald, oben hinaus dominieren Nadelhölzer.
Hügelzüge des Ural aus der Ferne |
Das Gebirge ist nicht sehr alt und wurde in der heutigen Form erst in den letzten paar Millionen Jahren hoch gehoben. Die bereits früher gefalteten Gesteinsschichten wurden quasi freigestellt als die Alpen sich falteten, weil der Druck am Südrand Eurasiens sehr gross war.
Datschen bei Zlatoust |
Das Gebiet dieses Gebirges ist sehr reich an Erzen und Mineralien, weil in der Kruste schon vor der Hervorhebung vulkanische Aktivitäten vorhanden waren. Der Ural war bekannt für seine grossen Vorkommen an Malachit, der hier lokal zu Schmuck von hoher Güte verarbeitet wurde. Es gibt grosse Eisenerz-Vorkommen und auch Gold und Platin wurden und werden hier abgebaut.
Lorenz, Muni und Xoff auf dem höchsten Punkt unserer Route über den Ural |
Da während der Gebirgsfaltung ein warmes Klima herrschte finden sich im Ural auch grosse Erdöl- und Erdgas- und Kohlevorkommen.
Höher geht nicht - 833 m.ü.M. ist das höchste der Gefühle auf unserer Ural-Überquerung |
Wir fuhren an zwei wegen den in ihrer Nähe vorkommenden Bodenschätzen bedeutenden Städten vorbei: Миасс (Miass) und Златоуст (Zlatoust).
Ha! Ein Lastwagen, der einmal einer Basler Spedition gehört hat - und mittlerweile wohl mehrere Millionen km auf dem Tacho hat |
Миасс (Miass) war und ist eine Goldgräber-Stadt und Златоуст (Zlatoust) ist bekannt für seine Metallurgiewerke, wo Klingen hergestellt und kunstvolle Gravuren angefertigt werden. Da ich dies erst jetzt beim Schreiben des Blog-Beitrags recherchiert habe, habe ich es verpasst, dort ein weiteres Messer meiner Sammlung zukommen zu lassen. Quasi messerscharf dran vorbeigefahren. Shit happens…;)
die Flora auf den Feldern ist vielfältig |
auch bei Tankstellen finden sich fotogene Blicke |
Die dritte und grösste Stadt, an der wir heute vorbei fuhren war Уфа (Ufa), die etwas mehr als eine Million Einwohner hat und 1574 durch den Bau einer russischen Festung gegründet wurde. Sie war damals die östlichste Stadt des russischen Reichs und wurde später Hauptstadt der Region Baschkirien. Bekannt war sie für ihr Gerberhandwerk und als Handelsposten. Seit Ende des zweiten Weltkriegs wird hier vor allem Erdöl verarbeitet, das in der Umgebung in grossen Mengen gefördert wird.
Traurige Bekanntheit erlangte die Stadt als 2002 viele Einwohner der Stadt, darunter 45 Kinder und Jugendliche beim Flugzeugzusammenstoss bei Überlingen ums Leben kamen.
was wächst denn da am Rand eines Feldes heimlich vor sich hin...? |
Auf der gut ausgebauten Route durch den Ural finden sich am Strassenrand viele Läden, die vor allem Utensilien zum Brennen von Schnaps verkaufen. Scheinbar ist das Brennen von Alkohol hier in der Gegend sehr beliebt. Lorenz überlegte sich lange, ob er nicht so ein Gerät für umgerechnet weniger als 100 Franken kaufen soll, kam dann aber zum Schluss, dass es sehr wahrscheinlich den allergrössten Teil des Jahres jeweils herumstehen würde und dass ja gar niemand aus seiner Familie besonders gern Schnäpse trinkt.
Utensilien zum Schnapsbrennen |
welches darf es denn sein? |
Wir haben es auch unterlassen, ein Bärenfell von einem uraler Braunbären zu kaufen, wogegen die Schweizer Zollbehörden mit Bestimmtheit etwas gehabt hätten…;)
gegen Abend gab's dann auf der europäischen Seite des Ural wieder Sonnenschein |
Aber Honig gab's, den wir bei einem Imker, der am Strassenrand seinen Bienensaft anbot, probiert und gekauft haben...das ist ein gelungenes und sinnvolles Mitbringsel – ganz im Gegensatz zu Staubfängern wie Figürchen us Bernstein oder kunstvoll bemalte Baumscheiben.
Honigverkauf direkt vom Imker (nicht der, bei dem wir gekauft haben....da habe ich vergessen ein Foto zu machen) |
Jetzt stehen wir auf einem weiteren kuscheligen Lastwagenparkplatz westlich von Уфа (Ufa) und hoffen, von den normalerweise erst spät eintreffenden anderen Lastwagen nicht zugeparkt zu werden, da wir auch morgen wieder bei Zeiten losfahren wollen, denn in Самара (Samara) wartet ein Hotelzimmer auf uns, wo wir uns für eine Nacht ausruhen und pflegen wollen. Vor allem die Körperpflege kommt etwas zu kurz in den letzten Wochen, da zusätzlich zum kalten Wasser (als bekennender Heissduscher scheue ich kaltes Wasser wie der Teufel das Weihwasser…;) ) die Duschwanne wegen der darin transportierten Campingstühle Schaden genommen hat und nicht mehr dicht ist.
einer der Lastwagenparkplätze..wir haben den nächsten genommen weil dieser zu nah an der Strasse lag |
Und morgen vergesse ich bestimmt die Milch nicht für den Schwarztee mit Milch und viel Zucker zum Frühstück!
Reifenhändler bei unserem Nachplatz |
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