Was für eine Location für einen Schwarztee mit Milch(pulver) und viel Zucker: Am Rand des Sharyn-Canyons, die Morgensonne scheint in den Shelter und das Toastbrot liegt streichbereit.
Kapshagay-Stausee bei Almaty |
Gleich zu Beginn des Tages durfte ich unseren heutigen Hauptgewinner in der Kategorie «Beste neugebaute Strasse» vom Canyon zur Hauptstrasse befahren. Es war eine Freude! Die erlaubten 60 km/h – wir halten uns strikt an Geschwindigkeitsbegrenzungen obwohl die Kontakte mit der Polizei bisher immer sehr freundlich und teilweise sogar lustig verliefen – waren schwer einzuhalten, so smooth und beinahe weich war der Belag. Leider dauerte die Freude nur knappe 9 km und nach dem Einbiegen in die Überlandstrasse Richtung Алматы (Almaty) wurde ich jäh in die Realität der kasachischen Strassen-Unterhalts-Kunst zurückgeworfen.
nette Sommer-Residenz (hier ist NUR Sommer..;) ) |
Auf der grossen Strasse wäre ein Tempo wie auf dem Zubringer zum Canyon der Tod einiger Blattfedern und die Garantie für massive Beulen an Lorenz' Kopf infolge ungemütlichen Kontakts mit der Panzerlukenumrandung gewesen. Die Bodenwellen und Schlaglöcher wechselten sich unregelmässig ab und verlangten mir grösste Vorsicht ab.
Aber es sollte zu meinem Glück nicht lange dauern bis wir – nach einer kurzen aber heftigen Baustelle – auf eine wirklich perfekte Trasse kamen. Je näher wir Алматы (Almaty) kamen, desto breiter und besser wurde die Strasse, bis sie sogar in eine Autobahn wechselte, zweispurig mit Leitplanken und Mittelstreifen! Ein ganz neues Gefühl, das wir das letzte Mal in Österreich hatten...und das ist fast 3 Monate her!
Strandanlage in der Nähe Almatys |
Plötzlich tauchte am Horizont eine Mautstation auf und wir hatten – oh weh! - fast keine Tenge! Also hielt ich kurz vor der Station und Lorenz ging mal freundlich im Verwaltungsgebäude fragen, ob wohl jemand Dollar wechseln würde. «What's your name? Аткуда ты? (Woher kommst du?) No problem!» Wie immer wurde uns bereitwillig geholfen und ein Mitarbeiter kam zur Schranke und funkte mit seinem Walkie-Talkie und wir konnten zum Spotpreis durchfahren.
Gewinner in der Kategorie «beste Autobahn) |
Weiter ging's auf der perfekten Autobahn, die uns zuverlässig an der ehemaligen Hauptstadt vorbei schleuste und auf den Weg Richtung Norden brachte. Nach 250 km kehrten wir nördlich von Алматы (Almaty) in einem modernen Кафе (Café) an der Spielcasino-Meile zum Mittagessen ein, nachdem es Lorenz gelungen war, beim Chef 100 US$ privat zu wechseln – auch hier war wieder die immer wiederkehrende bereitwillige Hilfsbereitschaft grossartig!
Gewinner in der Kategorie «übelste Baustelle EVER!» |
Wir kamen auf der perfekten Autobahn bis zur Provinzstadt Талдыкорган (Taldykorgan), immerhin fast 300 km. Deshalb hat diese Autobahn unseren Hauptpreis in der Kategorie «Beste und schnellste Autobahn in Zentralasien» erhalten.
ein letzter Blick auf den Tien-Shan |
Ab der Stadtgranze von Талдыкорган (Taldykorgan) wurde es aber heftig und der dritte Preis war schnell verliehen. Eine Ansammlung von tiefen, mörderischen Schlaglöchern und ein Flickenteppich von unprofessionell angebrachten Asphaltfetzen gaben den Ausschlag für den haushohen und in der Jury einstimmigen Sieg in der Kategorie «schlechteste Umfahrungsstrasse». Und wir wunderten uns anfangs noch, warum diese «Strasse» so wenig befahren war...nach über 7 km wussten wir, dass nur die plöhten Schweizer dort durchfahren, weil sie den Wegweisern glauben...jeder Einheimische scheut diese Kilometer wie der Teufel das Weihwasser.
Strassenbau-Vorbereitungen |
Nördlich der Stadt Талдыкорган (Taldykorgan) liegt ein Flughafen gleich neben der Strasse und ich sah schon von Weitem, dass sich dort auch Unterstände für Militärmaschinen befanden wie wir sie auch in der Schweiz haben: Erdhügel mit Toren, unter denen sich Flugzeugbunker befinden. Was aber wirklich erstaunlich und für mich sehr interessant war war die Tatsache, dass vor diesen Dutzenden von Unterständen mindestens eben so viele Jagdflugzeuge vom Typ MiG 29 standen. Das war ein Augenschmaus! Diese Jäger sind momentan das leistungsfähigste und wendigste Kampfflugzeug und sie gerade in solch grosser Anzahl gleich neben der Strasse zu sehen hat mich sehr erstaunt.
vorbereitete Trasse - wann der Belag eingebaut wird steht in den Sternen |
Leider war das Erstaunen schon nach wenigen Hundert Metern verflogen, denn jetzt kam der vierte Hauptgewinner des heutigen Tages auf uns zu. Da die perfekte Autobahn bis zur südlichen Stadtgrenze offensichtlich im Norden eine Fortsetzung erhalten soll, wird momentan an der Trasse gebaut. Der normale Verkehr muss aber auch durchkommen und wird deshalb im Halbkilometerslalom auf notdürftig hergerichteten Hilfsstrassen oder auf der neben der neuen Trasse liegenden alten Strasse um die breite Schneise in der Landschaft geführt. Staub, Wellblech, Schlaglöcher, zerfallener Asphaltbelag, halb weggerissene Strasse – und das alles bei Gegenverkehr auf anderthalb Spuren! Ein verkehrstechnisches Spiessrutenlaufen. Ein automobiler Albtraum. Eine schlichte Katastrophe. Ein verdienter Sieg in der Kategorie «Grauenhafteste Baustelle EVER!»
Stroh-Ernte |
Trotzdem war diese Baustelle interessant, sahen wir doch für einmal in aller Ausführlichkeit die Bauweise und die Bauschritte einer solchen neuen Strasse. Es müssen halbe Hügel abgetragen, Zehntausende von Lastwagenladungen Kies und Sand hergefahren und meterdicke Schichten verdichtet werden bis aus der Idee einer besseren, breiteren und schnelleren Strasse Realität wird.
Vulkanschlot |
Nach rund 40 km warfen wir die Flinte ins Korn und zogen den Muni beim erstbesten Кафе (Café) zur Seite, beendeten diesen Fahrtag nach rund 500 km und schmausten ein Лагман (Lagman), ein zentralasiatisches Gericht mit sehr langen handgemachten «Spaghetti» mit Gemüse und ein wenig Rindsfleisch in klitzekleinen Würfelchen an einer Bouillon. Dazu gab's den unverzichtbaren Schwarztee (ohne Milch aber mit viel Zucker).
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