Voraussichtliche Reisedaten

Mittwoch, 19. Juni 2019

19. Juni 2019 | Ош (Osh) (KG) | Ruhetag

Yaks auf der Hochebene zwischen Murghab und Karakul, Pamir-Highway, Tadschikistan

Heute gibt es nicht viel zu erzählen, da ich ob all der Eindrücke der letzten Tage und Wochen einen Ruhetag einschaltete und mir den Luxus, für einen Tag überhaupt nichts zu tun, gönnte.

Hügellandschaft südlich von Душанбе (Duschanbe), Tadschikistan

Sogar der Schwarztee mit Milch(pulver) und viel Zucker musste bis jetzt warten, bis ich ihn mir in der Hostel-Küche gebraut habe und ihn nun genüsslich zum Schreiben dieses Beitrags schlürfe.

Landschaft bei Кулоб (Kulob), Tadschikistan

Da ich bisher immer «nur» Ferien gemacht habe – mit Ausnahme des (für mich) langen Aufenthalts von 10 Wochen in Indien zusammen mit Susanne vor mehr als 10 Jahren – habe ich mich auf dieser Reise wahrscheinlich überfordert, indem ich jeden Tag vieles unternommen habe, vieles auf mich habe einwirken lassen und so vieles wie möglich habe «mitnehmen» wollen.

Blick nach Afghanistan, Panj-Tal, Tadschikistan

Da war immer der Gedanke, dass ich ja nie mehr an diesen oder jenen Ort kommen würde und deshalb so viel wie möglich erleben, anschauen, fotografieren, geniessen, ja, einsaugen müsse. Das führt zu einer Übersättigung und kann einem – wenn man es nicht rechtzeitig bemerkt – die Freude und Lust am Reisen nehmen. So weit ist es aber zum Glück nicht gekommen...aber ich stand kurz davor.

Panj-Tal zwischen Кальаи Хумб (Kalaikum) und Хогуг (Chorug), Tadschikistan

Es sind schlicht zu viele Eindrücke, um sie alle aktiv festzuhalten und sich an alles zu erinnern! Aber das machen wir im Alltag ja auch nicht. Da verrinnt die Zeit und vieles, das um uns herum geschieht, nehmen wir nur bruchstückhaft oder gar nicht wahr, denn wir haben einen Filter in unserer alltäglichen Wahrnehmung, der uns vor Übersättigung schützt. Diesen Filter auch beim Reisen, bei langen, sehr langen Ferien wirken zu lassen ist für aufmerksame und wissbegierige Menschen – zu denen ich mich zähle – gar nicht so einfach.

Birkenallee kurz vor Хогуг (Chorug), Tadschikistan

Ich bin es gewohnt, mir beim Bereisen eines Landes oder einer Gegend ein Programm zu machen, Sehenswürdigkeiten anzufahren, Landschaften bewusst wahrzunehmen, Eindrücke aktiv aufzunehmen, dies und jenes auszuprobieren, mich kulinarisch, optisch, olfaktorisch und akustisch auf die bereiste Region einzulassen und die Unterschiede zur Heimat wahrzunehmen.

Fluss Gunt bei Bidurd, Pamir-Highway, Tadschikistan

Irgendwann sind es aber so viele Unterschiede, Besonderheiten und Spezialitäten, dass eine Umkehrung stattfindet, denke ich. Dann wird die Heimat speziell, das Gewohnte zur Ausnahme, das Immerdagewesene zur Seltenheit...von diesem Zustand bin ich aber noch weit, sehr weit entfernt. Ich kann mir aber gut vorstellen, dass jemand, der jahrelang in der Weltgeschichte umhergereist ist, sich plötzlich in der Heimat fremd vorkommt, weil das, was früher normal war, mit der Zeit zur Ausnahme geworden ist. Die beiden Engländer, die mit dem Fahrrad von England bis nach Neuseeland gefahren sind und die wir nun auf ihrem Rückweg angetroffen haben, werden dieses Gefühl bestimmt haben, wenn sie irgendwann gegen Ende des Jahres in ihrer Heimat ankommen werden.

Bachlandschaft bei Jelondy, Pamir-Highway, Tadschikistan

Wir waren die letzten zwei Abende mit den vier Motorradfahrern essen. Die Restaurants, das eine dieses original typisch italienische «Dolce Vita», das andere ein westlich angehauchtes Шашлик-(Schaschlik) und Grill-Restaurant (man erkennt westlich angehauchte Restaurant in Zentralasien daran, dass neben Löffel und Gabel auch Messer zum Gedeck gehören…;) ), waren in meiner Wahrnehmung so gar nicht zu unserer Reise passend. Zwar waren die Speisen sehr lecker und das Ambiente sehr angenehm und schick...aber draussen auf der Strasse dann mit dem Taxifahrer um den Fahrpreis zu feilschen, einfach weil es dazu gehört und weil wir uns unserer touristischen Verantwortung bewusst sind, kam mir schräg rein. Vielleicht sind diese Gedankengänge etwas gar spitzfindig...aber ich liebe Details und deshalb fallen sie mir auch entsprechend heftig auf.

Neubau in Jelondy, Pamir-Highway, Tadschikistan

Nun habe ich also einen Tag lang meinen Kopf entlüftet und nicht mit weiteren Eindrücken angefüllt und fühle mich bereit, die nächsten Etappen in Abgriff zu nehmen.

Jelondy, Pamir-Highway, Tadschikistan

Wir haben uns entschlossen, die kommenden Tage, vielleicht zwei Wochen, in Kirgisistan ruhig zu nehmen, nicht mehr so viel zu fahren, uns auch einmal an einem schönen Bergsee für zwei Nächte niederzulassen und etwas mehr von der Langsamkeit und Ruhe dieses Landes mit zu bekommen.

Neubau, Jelondy, Pamir-Highway, Tadschikistan

Ich sehne mich nach einem Ort, wo wir nachts einen ungetrübten Blick auf den Sternenhimmel haben. 

Nachthimmel über dem Mount Kasbeg, Stepandsminda, Georgien

Oder auf den ungefilterten Kontakt zu einer Familie, die in der benachbarten Jurte wohnt. 

Akbaytal-Pass, Pamir-Highway, Tadschikistan

Ich möchte gerne den Bergbach plätschern hören ohne dass Lastwagen- und Autolärm die Akustik stören. 

Jelondy, Pamir-Highway, Tadschikistan

Ich will Spaziergänge durch scheinbar unberührte Landschaften machen und mir Zeit für Fotos nehmen können.

Jelondy, Pamir-Highway, Tadschikistan

Entschleunigung soll das Credo der nächsten Tagen und Wochen sein! ...mal schauen, ob wir das hinkriegen und ob wir Orte finden, die dies zulassen.

Pamir-Highway, Tadschikistan

Zuerst wird aber morgen ein Werkstatt- und Wartungstag angesagt sein. Wir werden zu den Lastwagenwerkstätten am Stadtrand von Osh fahren, um das Leck in der Pneumatik zu dichten, ein paar Kleinigkeiten zu richten und reparieren und um unseren Muni wieder einmal einer Schmiersession zu unterziehen.

Lastwagen-Schrott, Samarkand, Usbekistan

Danach fahren wir Richtung Dschalalabad, wo sich nördlich der Stadt bei Arslanbob das Ursprungsgebiet der Baumnüsse (Walnüsse) befinden soll und wo ich die weltgrössten Baumnusswälder zu finden und fotografieren hoffe.

Vegetation auf 3500 m.ü.M., Pamir-Highway, Tadschikistan

Ich freue mich, davon zu berichten, muss aber vorwarnen, dass wir sehr wahrscheinlich selten Internetempfang haben werden und es somit sehr gut sein kann, dass tagelang keine neuen Beiträge hier erscheinen. Auf unserem Tracker wird hoffentlich unsere Position jeweils zu sehen sein, auch wenn dieser nur bei genügend starkem Mobil-Empfang eine Postionsmeldung durchgeben kann.

Der Tracker kann hier abgefragt werden: https://fahreast.xoff.ch/index.php/reise.html

Akbaytal-Pass, Pamir-Highway, Tadschikistan

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