Abwarten und Tee trinken – nach diesem vorchristlichen englischen Sprichwort habe ich mir heute meinen Tag gestaltet.
Der Generator lief heiß und so auch der Wasserkocher. Es gab einige Akkus und Batterien zu laden, was bei stehendem Fahrzeug nur mit dem Generator geht, deshalb brummte der kleine Diesel heute eine rechte Zeit lang während es draussen zeitweise regnete, donnerte und blitzte.
Daneben beschäftigte ich mich mit der Höhenkrankheit, die uns auf den bevorstehenden Etappen beschäftigen könnte.
Dabei handelt es sich um ein Phänomen, das von der Wissenschaft nicht restlos geklärt ist und wofür es im Grunde keine Behandlungsmethoden oder medikamentösen Hilfsmittel gibt, die zuverlässig helfen sie zu verhindern oder zu bekämpfen.
Das Wichtigste ist – wie alle Quellen meinen – dass man sich gewissenhaft vorbereitet und ein paar Sicherheitsregeln befolgt. Eine grosse Hilfe waren Thomas', Lorenz' Vaters, Hinweise, die wir per Email eingeholt hatten...(Danke Thomas!)
So sollte man sich am besten einige Zeit vor der geplanten Besteigung eines hohen Bergs oder einer Tour auf grosse Höhen in gemässigten Höhen aufhalten, damit sich genügend rote Blutkörperchen bilden können. Des Weiteren sollte man nicht zu schnell auf grosse Höhen über 3000 m.ü.M. steigen, sondern pro Tag höchstens 500-600 Höhenmeter steigen und wenn immer möglich auf der erreichten Höhe einen Tag Pause machen. Auf alle Fälle sollte nicht auf grossen Höhen übernachtet werden, sondern für die Nacht möglichst in tiefere Lagen abgestiegen werden.
Ausserdem sollte auf grossen Höhen auf anstrengende Tätigkeiten verzichtet werden, was bei uns – vorausgesetzt wir müssen nicht einen Reifen wechseln oder gar den Muni anschieben – zum Glück im Gegensatz zu Bergsteigern kein so grosses Problem darstellen sollte.
Vermehrte Wasserzufuhr und damit verbunden eine Anregung der Nierentätigkeit kann helfen, die Produktion von roten Blutkörperchen zu unterstützen.
Grundsätzlich ist zu bemerken, dass scheinbar Frauen und Männer unter 46 Jahren häufiger an Höhenkrankheit erkranken, was für mich ja schon mal positiv ist. Als alter Sack hat man eben auch seine Vorteile...hihi
Die Höhenkrankheit ist mit dem geringeren Sauerstoffgehalt der Luft, also dem geringeren Sauerstoff-Partialdruck erklärbar. Dadurch sinkt die Sauerstoffsättigung im Blut, was in einer erhöhten Atemfrequenz resultiert, weil der Körper versucht, den Sauerstoffmangel durch vermehrtes Atmen zu kompensieren. Da die Lunge aber auf die CO2-Sättigung reagiert, welche in der Höhe jedoch nicht abnimmt, weil der CO2-Partialdruck in höheren Lagen steigt, kann durch vermehrtes Atmen der Mangel an Sauerstoff nicht kompensiert werden. Dafür wird der Körper durch das vermehrte Abatmen von CO2entsäuert...er wird alkalisch. Das führt zu den Symptomen der Höhenkrankheit: Kopfschmerzen, Schwindel, Sinnestäuschungen. Auch Übelkeit und Erbrechen sind häufige Symptome. Erhöhter Ruhepuls ist auch sympomatisch.
Gravierende und auch lebensbedrohende Effekte der Höhenkrankheit können Hirn- und Lungenödeme sein.
Treten Symptome auf, sollte auf tiefere Höhen abgestiegen werden – reduzieren sich die Symptome nicht, so muss unter 2500 bis 2000 m.ü.M. abgestiegen werden.
Soweit die – von einem Laien zusammengefasste – Theorie.
Bereits auf der Anfahrt von Samarkand nach Duschanbe liegt ein Pass, der auf einer Höhe von rund 2800 Metern mit einem Tunnel unterfahren wird. Diese Höhe werden wir dazu nutzen, uns ein erstes Mal zu akklimatisieren. Dort oben werden wir ein paar Stunden verbringen und dann ins Tal auf rund 1300m.ü.M. absteigen.
Duschanbe liegt auf einer Höhe von nur 800 m. Dort werden wir uns in einem bekannten Hostel, wo sich Pamir-Reisende treffen und vorbereiten, mit Informationen und allem Nötigen eindecken.
Streckenprofil des Pamir-Highway |
Das Höhenprofil unserer Strecke ermöglicht uns, von Duschanbe kommend, einen sanften Anstieg auf einer Strecke von etwa 600 km zu machen bis wir den Teil der Strecke erreichen, der konstant über 3000 m.ü.M. liegt. Auf diesen 600 km liegen zwei Pässe, der eine mit etwa 1800 m Höhe gleich nach der Hauptstadt, der zweite mit 2800 m Höhe nach rund 250 km, die langsam aber stetig ansteigen und in einem scheinbar schönen Tal mit Seen liegen.
Danach geht es hinunter zum etwa auf 1300 mü.M. liegenden Kalaikhum, einer Grenzstadt zu Afghanistan. Von da an führt die Route auf 250 km entlang des Grenzflusses zu Afghanistan nach Chorugh und steigt schön konstant auf rund 2000 m.ü.M.
Bei Chorugh verlassen wir die Grenze zu Afghanistan und steigen auf den kommenden 150 km in einem Tal bis Chelody auf 3600 m.ü.M.
Danach wird’s heftig.
Schon bald nach Chelody kommt der erste hohe Pass mit 4200 m.ü.M., der auf eine Hochebene führt. Von da an werden wir längere Zeit über 3700 m hoch fahren mit dem höchsten Pass auf einer Höhe von fast 4800 Metern.
Nach Murghab führt uns die Strecke entlang der Grenze zu China, das heisst wir fahren im Tal auf fast 4000 m.ü.M. und rechts liegen 5000 Meter hohe Berge, deren Gipfel auf der Grenze liegen, die nur ein paar Kilometer entfernt ist.
Über Sarytash führt dann die Strasse recht rasch ins Tal nach Osh auf nur noch 1000 m.ü.M., wo der Pamir-Highway endet.
Pamir-Highway von Duschanbe nach Osh |
So lautet der Plan, vorausgesetzt die tadschikischen Behörden stellen uns ein Visum aus und lassen uns einreisen.
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