Dieser Morgen war ein typischer Tee-Morgen, denn draussen regnete es und es war – im Vergleich zu den heissen Tagen in Samarkand – empfindlich kühl an der Auffahrt zur Passhöhe etwa 150 km vor Duschanbe. Deshalb schmeckte mir der Schwarztee mit Milch(pulver) und viel Zucker heute besonders gut.
Das nasse Wetter hielt bis zum Pass-Tunnel. Kurz davor haben wir eine Angewöhnungspause an die Höhe gemacht, unseren Puls gemessen und ins Journal übertragen und dann haben wir bemerkt, dass die Ölstandskontroll-Schraube am linken Hinterrad nicht dicht geblieben war und dichteten sie mit Teflonband ab.
Kurz vor der Passhöhe waren Bergbau-Einrichtungen zu sehen: irgendetwas wurde dort aus dem Berg geholt, es gab einige Stollen zu sehen und Industriegebäude standen da auch. Ab dieser Stelle wurde die Strasse plötzlich viel schlechter, denn ab hier fuhren wieder Lastwagen, was den Strassen sehr schadet. Sie transportierten Gesteinsmaterial durch den Pass-Tunnel auf die andere Seite bis fast zum Fuss des Berges.
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Alpaufzug mit Schafen |
Auf dieser Seite des Passes waren die Schafhirten gerade damit beschäftigt, ihre Tiere in die Hähe zu treiben. So sahen wir mehrere grosse Herden von mehreren Hundert Schafen. Diese versperrten jeweils die ganze Strasse, was die Autofahrer aber nicht beeindruckte. Sie fuhren hupend und mit blitzenden Lichtern auf die Herden zu und verscheuchten so die Tiere.
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Passstrasse hinunter Richtung Duschanbe |
Da das Wetter auf der südlichen Seite nur noch bewölkt und teilweise sonnig war kamen die Farben der Berge und der Bergwiesen viel besser zur Geltung und es war zeitweise ein grandioses Farbspiel zu sehen. Die Hänge waren saftig grün und der blaue Himmel mit den weissen Wolken kontrastierte schön damit. Immer wieder leuchteten stark rote Felspartien auf und gaben dem Farbenspiel den letzten Schliff.
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üppige Vegetation - typisch Tadschikisch |
Je tiefer wir kamen umso üppiger wurde die Vegetation und im Tal, das nach Duschanbe führte, kamen auch bald wieder Dörfer in Sicht. Hier scheint ein Naherholungsgebiet zu sein, denn es gab sehr viele Restaurants und einige Parks. Jedes Haus in dieser Gegend hat einen Swimming-Pool und alle sind sehr gut gepflegt. Viele sind ganz neu. Die Saison scheint jedoch noch nicht begonnen zu haben, denn alles war geschlossen.
Auf dem ganzen heutigen Weg sahen wir immer wieder Schüler, die alle eine ausgesprochen schicke Schuluniform mit dunkler Hose, Gillet und Jacket mit einem weisen Hemd trugen. Die Mädchen trugen einen Jupe. Überhaupt sind die Leute hier in Tadschikistan gut gekleidet. Männer tragen in den Städten oft einen Anzug und die Frauen meist ein traditionelles, sehr langes Kleid in oft leuchtenden Farben. Die Frauen – vor allem die jungen – sind ausgesprochen hübsch und von einer unglaublichen natürlichen Schönheit. In ihren langen Kleidern, den gemusterten und farbigen Kopftüchern, in denen die Haare zu einem grossen «Knollen» am Hinterkopf zusammengebunden sind und ihren häufig ausgesprochen schönen Gesichtern mit den grossen Augen fallen sie bestimmt nicht nur mir auf. Ich glaube, ich habe noch nie so viele schöne Frauen wie hier in Tadschikistan gesehen.
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Abendstimmung mit Hügeln und Bergketten kurz vor Khulob |
In Duschanbe fuhren wir direkt das «Green House Hostel» an, wo wir Vreni und Werner treffen wollten. Leider waren sie bereits am Morgen schon weiter gefahren. Wir erkundigten uns nach den Strassen und anderen für uns wichtigen Dingen der geplanten Route über den Pamir-Highway und den Wakhan-Corridor und erfuhren, dass wegen der Unwetter der letzten Tage auch diesseits des Passes einige Strassen verschüttet worden waren und deshalb teilweise unpassierbar seien. Der sehr freundliche Patron des Hostels gab uns aber eine Ausweichroute an, die sowieso eine viel bessere Strassenqualität aufweist. Wir entschlossen uns dann, gleich weiter zu fahren und füllten ausgangs Duschanbe noch unseren Tank mit Diesel.
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saftig bewachsene Sedimentschichten |
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rotbraune Sedimentschichten |
Unser Weg führte uns nach Süden über Danghara und dann mit einem Schlenker wieder nordwärts nach Kulob. Am südlichsten Punkt waren wir nur etwa 15 km von der afghanischen Grenze entfernt!
Die Landschaften auf diesem Weg wechselten sehr rasch und wir fuhren ausnahmslos durch sehr fruchtbares Gebiet, das meist auch intensiv genutzt wird. Da waren die mit Bäumen besetzten Hügel südlich von Duschanbe, die durch Erosion einer wahrscheinlich mehrere Hundert Meter dicken Ablagerungsschicht aus Kies, vermischt mit hellbraun-rötlicher Erde, entstanden sind.
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Hochebene von Danghara |
Da waren Hochebenen wie bei Danghara, die wie ein riesiger Garten aussahen und sehr intensiv bewirtschaftet werden.
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Nurek-Reservoir |
Da war das Nurek-Reservoir, ein riesiger Stausee nördlich von Danghara, wo wir an einem Markt an der Strasse hielten, wo Hülsen- und Dörrfrüchte, Nüsse und verschiedene andere Esswaren angeboten wurden und wo auch viele gemütlich aussehende Imbissstuben standen. Das Essen roch fein, aber in den Töpfen wurde eine in meinen Augen sehr rätselhafte breiartige Speise mit Fleisch angeboten. Zum Glück hatten wir am Mittag etwas Kleines gegessen, so dass ich gar nicht in Versuchung kam zu probieren.
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Martstank am Stausee |
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gemütlicher Ausblick auf den Stausee |
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sanfte Hügellandschaft |
Da waren weitere Hügellandschaften, diesmal mit Gras bewachsen oder mit Getreidefeldern bewirtschaftet südlich von Danghara.
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Bienen-Anhänger |
Da waren aber auch Bergketten, die aus der Ferne oft gar nicht von Wolken zu unterscheiden waren, weil sie so hell über den dunkleren Gipfeln im Vordergrund standen.
Es war eine grossartige Szenerie, die heute an uns vorbei zog!
Ab Danghara war die Strasse in einem schlechten Zustand, der uns immer wieder fast abheben liess, so gross waren die Unebenheiten. Wir konnten mit höchstens 50 km/h fahren und mussten oft wegen tiefen Löchern ganz abbremsen und ganz langsam und sorgfältig die Hindernisse überwinden.
Gegen Abend wollten wir ein Restaurant besuchen und richtig fein essen – aber wegen der Feierlichkeiten zum Ende des Ramadan war kein einziges Restaurant geöffnet! Wir konnten uns nicht erklären, warum das so ist, denn in unserem Verständnis sollten doch gerade jetzt die Restaurants geöffnet sein. Vor allem für uns! An einer Überlandstrasse fanden wir dann aber doch noch, kurz vor Sonnenuntergang, eine offene Kaschemme weil einige Lastwagen davor standen, was immer ein untrügliches Zeichen dafür ist, dass dort angehalten und gegessen werden kann.
Statt des feinen Essens an einem schönen Ort sind wir einmal mehr auf einem Parkplatz für Lastwagen an einer Überlandstrasse und haben einfach aber gut gegessen.
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