Voraussichtliche Reisedaten

Dienstag, 14. Mai 2019

14. Mai 2019 | Дубовка (Dubovka) - Энгельс (Engels) (RU) | 253 km

Auch dieser Tag begann für mich mit dem obligaten Schwarztee mit Milch(pulver) und viel Zucker...und natürlich dem notwendigen Frühstückszeugs.

Unsere erste Tätigkeit war das Profitieren vom kostenlosen Wasserhahn an der Raststätte: wir füllten unseren fast leeren Wassertank auf. Das heisst, wir hatten seit der Füllung in Oni in Georgien am 23. April rund 550 l Wasser verbraucht. Das Wasser aus Oni hatte übrigens unseren Tank und vor allem meinen Wasserkocher (Danke Mylène!) mit einer roten Ablagerung versehen, die zwar ungesund aussieht, aber absolut bedenkenlos ist, rührt sie doch vom Sulfat der Heilquelle her.

Positionslichtreparatur
Schon nach wenigen Kilometern zog ich den Muni an einem Кафе zur Seite und wir pflegten unser Gefährt: ich bediente die Schmiernippel mit der Fettpresse während sich Lorenz um das defekte linke vordere Positionslicht kümmerte. 

Schmierplatz









Der Platz lag an einem kleinen See, wo sich zwei Freunde mit ihren Motorrädern zum Fischen getroffen hatten und der sonst menschenleer war. Einen idyllischeren Serviceplatz hätte ich kaum finden können.











Den Rest meiner heutigen fast 135 km Fahrstrecke war eher unspektakulär: etwa die gleiche Landschaft wie am Vortag, schönes, sonniges Wetter, eine angenehme Hitze und gute Musik aus der Stereoanlage. Unser Mittagessen nahmen wir an einer «Fressmeile», wo LKW-Fahrer anhalten um sich zu verpflegen und eine Pause zu machen, ein: eine sympathische Russin bereitete uns feine шашлик (Schaschlik) mit Salat und Brot zu.

Regenguss mit Hagel
Erst als Lorenz sich ans Steuer setzte wurde es spannend: die Strasse wurde zunehmend schlechter und schon bald goss es wie aus Kübeln, so dass wir beschlossen, eine Pause bei einer Tankstelle einzuschalten...gerade rechtzeitig vor dem Hagel, der unbarmherzig niederprasselte und unsere Solarpanels auf dem Dach zerschlagen wollte. Innert Minutenfrist bildeten sich «Glunggen» und Bäche auf dem Gelände der Tankstelle und die vorbeifahrenden Autos waren im vielen Wasser, das von oben kam und das sie von der Strasse spritzten, kaum mehr zu sehen. Das war auch der Härtetest für unser selbergebasteltes Seitenfenster: es hält und ist sturmfest!

typisches russisches Vorstadthaus
Nach weiteren 80 km kam schon Saratow in Sicht, das wir mit Hilfe von Tante Google Maps zielstrebig durchfuhren. Ich staunte nicht schlecht als ich in Seitenstrassen blickte und bemerkte, dass diese zu einem grossen Teil einfache Naturstrassen sind und noch viel mehr, als Tramschienen in Sicht kamen, auf denen die Trams teilweise höchstens in Schritttempo fahren können, sonst würden sie aus den Schienen geworfen.






Tramschienen-Situation
Die Häuser in den Quartierstrasse sind vielfach noch die alten Holzhäuser, die sehr schön gearbeitet sind und teilweise auch recht gepflegt erscheinen. Wenn hinter so einer Häuserzeile moderne Hochhäuser stehen, die optisch in einem viel schlechteren Zustand sind, wirkt die Szenerie manchmal fast grotesk.









Kontrast zwischen alt und neu
Es fiel mir heute auf, wie gross der Unterschied zwischen der alten, sehr gepflegten und auf kleine Details achtenden «alten» Wohnkultur und der modernen, kühlen und viel weniger dauerhaften Architektur ist. An den Holz- und Backsteinhäusern aus früheren Zeiten sind überall Verzierungen und kunstvoll gearbeitete Details zu sehen – die modernen Bauten scheinen sich schon wenige Zeit nach Fertigstellung wie von selber zu desintegrieren und zerfallen. Ihnen fehlen kunstvolle Details komplett.





kunstvolle Details am Holzhaus

Backsteinarbeit in Perfektion

typische Häuserzeile
DAS ist mal Kreiselkunst!


westlicher Brückenkopf der Wolgabrücke
Wir wurden am Stadteingang von Saratov und am Brückenkopf der Wolgabrücke jeweils von sehr freundlichen Polizisten angehalten, die uns nach einigen Erklärungen (Нет транспорт. Турист –nicht Transport. Tourist)) trotz Lastwagenfahrverbot passieren liessen und gute Fahrt wünschten.
Die 2826 m lange Brücke über die Wolga, die bei ihrem Bau 1965 die längste Brücke Europas war, erreichten wir im Feierabendverkehr...entsprechend gross war das Aufkommen an Fahrzeugen, was mir Gelegenheit bot, Fotos aus dem Muni zu machen. Besonders die spektakuläre Wolke, aus der es regnete, und zwei am Ufer auf einem Leichter stehende Tragflächenboote erregten meine Aufmerksamkeit.

spektakuläre Regenwolke

Tragflächenboote auf einem Leichter


Stadt Энгельс
Am östlichen Brückenkopf liegt Engels (Энгельс), das nach Friedrich Engels benannt, der mit Karl Marx zusammen quasi den Kommunismus erfunden hatte. 












Atombomber Tupolev TU 160
Dort sahen wir drei Flugzeuge im Landeanflug auf die grosse Militärbasis: einen grossen Transporter und eine Tupolev TU-160 einen strategischen Langstrecken-Atombomber mit Schwenkflügeln, der seit 1988 gebaut, dauernd technisch angepasst wird und von dem auch heute noch neue im Bau sind und eine TU-95, die ich leider nicht fotografieren konnte weil es zu schnell ging.











Wir waren müde und suchten uns so bald als möglich einen sicheren Platz für die Nacht, welchen wir bei einem Кафе (Café, so heissen in Russland kleine Restaurants an der Strasse) für diesmal umgerechnet 2 Franken fanden. Dort kamen wir mit zwei Aserbaidschanern ins Gespräch, von denen einer mit seinem Lastwagen Kinderspielzeug aus China, das er dort selber abgeholt hat, über Kasachstan und Russland nach Aserbaidschan transportiert. Wir tauschten allerlei Wissenswertes und einige Informationen aus. Mich freute es besonders, dass die beiden uns nicht glauben wollten, dass die Schweiz eine Armee habe - «Wozu denn?», fragten sie absolut richtig.
Sie versicherten uns, dass der Grenzübertritt nach Kasachstan problemlos sei und dass dort der Diesel etwa die Hälfte des russischen Preises koste, also rund -.40 CHF für den Liter...bei uns kostet er etwa CHF 1.80...also können wir uns auf günstige Tankstellenbesuche freuen.

Die Kontakte mit Einheimischen – oder wie in diesem Fall mit Immigranten aus ehemaligen Teilrepubliken der UdSSR – sind immer sehr interessant und oft sehr lustig. Wir behelfen uns oft mit Tante Googles Übersetzungsservice, verstehen aber auch so vieles, interpretieren mit Quervergleichen zu anderen Sprachen und nehmen unsere Hände, einen Schreibstift oder die Mimik zu Hilfe. Irgendwie kommt immer eine einfache Kommunikation zustande und die Themen sind überall in etwa gleich. Es geht um Familie, Lebensumstände, Gehalt und Kosten, die Politik und die berufliche Tätigkeit.


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