Mein grosser Dank zunächst an Ali Usta, Baba Nadir und Schereffe Alper, meine drei türkischen Freunde, welche ich leider in den letzten Jahren aus den Augen verlor, mir aber immer im Herzen bleiben. In ihrer Mitte erlebte ich anlässlich mehrerer Reisen ihr turkish way of life mitten in Istanbul...hiess damals: Endlos durchzechte Nächte, so dass nur heissester Dampf und die borstige Schuhbürste in den Metzgerhänden des vollbehaarten Masseurs im Hamam unsere Raki benebelten Köpfe für die nächste Runde Musik, Tanz und Leben wachwaschen konnte, würzigste Suppen mit frischem Fladenbrot aus Eksos-Strassenrandkneipen, durchgeraffelte Schaufeln vom Sonnenblumenkerne Aufbeissen und das Wichtigste: Die drei Arkadash lernten mich Tavla (Backgammon) zu spielen und die arabeske Musik – insbesondere jene von Baba Müslüm - zu lieben!
Nachdem Christoph und ich kurz etwas um die Lastwagenfahrverbote von Aktöbe rumkurften und uns dann ein freundlicher Polizist zu einem Hinterhof-Lastwagenparkplatz der öligeren Sorte eskortierte, entdeckte ich in einem kleinen Unterstand einige Chauffeure am Rauchen. Ich gesellte mich zu Ihnen, Hände wurden geschüttelt, Namen nachgesprochen, Lastwagen begutachtet und natürlich where do you come from? Kazakhstan, Russia, Schwizaria and Turkey! Da packte ich die Gelegenheit beim Schopf, zitierte ein paar Strophen von Baba Müslüm und gab zu verstehen, dass ich ein Tavla-Brett mit dabei habe! Das Erstaunen der türkischen Chauffeure war mindesten so gross wie die Freude...ja man stelle sich einmal vor, mitten im Nirgendwo taucht ein Mensch aus fernen Landen in einer Runde Schweizer auf, zückt ein Jasskartenset, Schiefertafel und Griffel und trällert noch ein paar Polohofer-Refrains auf berndeutsch! Jedenfalls wurden subito auf einem leeren Tieflader alte Pneus zum Tavla-Tisch geschichtet, Klappstühle gestellt, Zigaretten getauscht und schon klapperten glücklich die Würfel im Brett. Nach ein paar spannenden Runden verlieren und siegen, luden mich Mustafa, Hamsa und seine Freundin Swetlana zum Trailor-Kitchen-Nachtessen ein. Zwischen den Lastwagen wurde direkt aus der Anhängerkiste eine lecker dampfende Lammfleischsuppe mit Kartoffeln und Brot serviert, die grössten Stücke Fleisch in meinem Teller. Widerrede zwecklos. Zum Dessert gabs Hardeggerperle-Bier und schweizer Schokolade, bevor wir uns in die Fahrerkabine von Hamsas DAF (1,7 Millionen Kilometer!) verzogen. Im Hintergrund weinte Baba Müslüm seine Liebeslieber und wir tratschten in 4 verschiedenen Sprachen und mit Hilfe des Handy-Translators über unsere Familien und das Leben zu Hause, den Alltag auf Achse und Mustafa lernte mich, mit wieviel Geld und wie man in all den Ländern hier um uns herum die Polizei besticht...nämlich kurz am Kinn reiben und dann das Geld zuschieben. Swetlana zeigte ihre 5 Kinder, die irgendwo im hintersten Sibirien wohnen und für die sie, wie mir scheint mit der Mitfahrt bei den Chauffeuren als Köchin etwas Geld verdient. Hamsa lächelte die ganze Zeit selig mit seinen drei Zähnen, denn während wir – natürlich - Sonnenblumenkerne spalteten, schälte Svetlana für ihn Spanische Nüssli! Ich fühlte mich richtig glücklich und wohl, im Kreise dieser liebenswürdigen Menschen, allesamt Fahrende zufällig zusammengekommen tausende Kilometer fern unserer Liebsten und der Heimat. So öffneten mir ein Spiel und ein Sänger – einmal mehr - Türen und Herzen!
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