Voraussichtliche Reisedaten

Mittwoch, 29. Mai 2019

29. Mai 2019 | Saryagash (UZ) - Samarkand (UZ) | 292 km

Schafherde im Hügelland
Der Lastwagenparkplatz gleich hinter der Grenze zwischen Kasachstan und Usbekistan war um 7 Uhr in der Früh praktisch leer und die Sonne begann unbarmherzig zu braten...mich schletzte es um halb Acht aus dem Bett. Ich liess Lorenz seinen Schönheitsschlaf und wollte in der Kaschemme bei zwei netten Damen einen Tee trinken gehen. «Schwarztee» konnte ich bestellen, den Rest, den sie sagte verstand ich nicht und prompt hatte ich drei gut gebratene Spiegeleier und drei dicke Scheiben einer sehr salzigen Wurst vor mir stehen. Und den Tee, natürlich.
Als eigentlich Nichtfrühstücker und Wennschonsüssfrühstücker kriegte ich die Wurstscheiben einfach nicht runter, aber die Spiegeleier genoss ich trotz der eher knusprigen Konsistenz…;)
Nach einer zweiten Kanne Tee war dann auch Lorenz wach und wir machten uns und den Muni für die heutige Fahrt Richtung Samarkand bereit. Er reparierte den Ablauf des Spülbeckens, der sich gestern während der Fahrt losgeschüttelt hatte, ich ramassierte all mein Zeug zusammen und machte den Kontrollgang ums Fahrzeug.

Junge Männer beim Bad in einem Bewässerungstümpel
Die Strecke führte uns durch sehr stark besiedeltes und landwirtschaftlich intensiv genutztes Land entlang der Grenze zu Kasachstan durch die Städte Chinoz und Guliston und von dort gleich zur Grenze mit Tadschikistan, die nur rund 40 km entfernt liegt. Usbekistan ist an dieser Stelle sehr schmal und Tadschikistan und Kirgistan sind grenzässig stark mit Usbekistan verflochten...manchmal führen die kürzesten Wege durch mehrere Länder, was wir natürlich nicht nutzen können, denn so einen komplizierten Grenzübertritt wie gestern machen wir nicht freiwillig jeden Tag mehrmals.

Überquerung des Syrdarya, dem wir schon
in Kasachstan gefolgt sind
Zwischen Guliston und Jizzax fuhren wir etwa 30 km praktisch auf der Grenzlinie mit Tadschikistan, bevor wir dann ins Hügelland Richtung Westen gelangten. Auf der ganzen Fahrt begleitete uns die Bergkette «Tadschikische Chrebet», ein imposantes Gebirge mit Gipfeln bis auf 4000 m.ü.M., das sich unmittelbar aus der flachen Steppe im Süden Kasachstans erhebt. Hinter dieser Bergkette werden wir in ein paar Tagen Richtung Duschanbe in Tadschikistan fahren.

Passstrasse zur Hochebene
Gegen Samarkand stieg die Strasse über einen kleinen Pass auf eine Hochebene, wo die Vegetation farbmässig schlagartig von gelb-braun ins Grüne wechselte. Hier muss nicht mehr bewässert werden wie in der Ebene unten, wo jeder Acker mit ausgeklügelten Bewässerungs-Kanälen versehen ist und überall bringen grosse und kleine Kanäle das Wasser aus den Flüssen, die aus den Bergen kommen, zu den Feldern.
Auf der Hochebene finden sich riesige Getreidefelder und in der Nähe von Samarkand stehen sehr grosse Getreidespeicher wie ich sie noch nie gesehen hatte.


Aufgefallen ist uns auch, dass hier zum ersten Mal seit Georgien die Bahnlinien elektrifiziert sind...und man sieht viele Züge – vornehmlich Güterzüge – durch's Land fahren. Dafür sieht man viel weniger Lastwagen als in Kasachstan.

Der Verkehr ist relativ wild und man muss sehr aufmerksam sein, denn es wird rechts und links und zwischen den Autos überholt, es wird gehupt und gestikuliert..aber es fährt sich trotzdem angenehm und flüssig durch das Land und durch die Städte.
Drängelei hinter dem Mähdrescher-Konvoi
Auf der grossen Überlandstrasse mussten wir heute längere Zeit hinter einem Konvoi aus 10 Mähdreschern fahren, die von Polizeifahrzeugen eskortiert wurden. Sie fuhren auf der linken Spur der vierspurigen Strasse und der restliche Verkehr zwängte sich rechts vorbei, was zeitweise sehr spannend und manchmal auch gefährlich aussah. Passiert ist aber zum Glück nichts...irgendwie schaffen sie es immer wieder, aneinander vorbei zu kommen. Wir konnten an einer breiteren Stelle dann auch überholen und unsere Fahrt etwas zügiger fortsetzen.



grosse Felder auf den Hügeln
Aber wir hatten auch ein Teilstück von rund 100 km zu fahren, das in einem erbärmlichen Zustand war und unser Lastwagen sprang manchmal regelrecht von einer Schanze zur nächsten...so kam es einem zumindest in der Kabine vor. Ich habe manchmal das Gefühl, dass gewisse Strassen absichtlich nicht gepflegt werden, damit der Verkehr auf andere Strecken ausweicht.

PET-Sammlung auf usbekisch
In Usbekistan wird übrigens auch PET gesammelt. Das funktioniert so: der Konsument wirft seine PET-Flaschen beim Fahren aus dem Fenster, welche dann von Männern mit Eselkarren oder Autos eingesammelt und zu einer Hauptsammelstelle gefahren werden.









lauschiger Standplatz beim Schulbuch-Spediteur
In Samarkand wollten wir einem Tipp, den wir vom englischen Fahrer des gelben Busses von gestern erhalten hatte, folgen und mischten uns in den Verkehr der Innenstadt. Aber es stellte sich heraus, dass der besagte Parkplatz für uns ungeeignet war, da wir ja im Fahrzeug übernachten wollten. So suchten wir weiter, was hier in Usbekistan gar nicht einfach ist, da es kaum Lastwagen-Parkplätze entlang der Strecken hat wie in Kasachstan. In einem Industriegebiet wurden wir jedoch fündig: bei einem Schulbuch-Spediteur durften wir, nachdem Lorenz gefragt hatte, weil das Gelände gross und für uns ideal aussah, unseren Muni hinstellen. Praktisch die gesamte Belegschaft kam unser Fahrzeug anschauen und sie diskutierten angeregt über die beiden Schweizer mit ihrem Hotel auf Rädern. Viele Fragen wurden gestellt und so gut es ging beantwortet...der Vizedirektor ist wie Lorenz ein angefressener Backgammonspieler, was natürlich sofort in einem kleinen Turnier gipfelte. Unser Standplatz ist sehr schön gelegen neben einem Aprikosenbaum und neben einer Weinreben-Pergola. Im Garten wachsen viele Rosen und trotz des industriellen Umfelds singen viele Vögel ihre Abendlieder.
Büro, Backgammon und Abendstimmung

Jetzt, gegen Abend, wenn die Sonne sich dem Horizont nähert und der Wind auffrischt, wird es langsam kühler und wir können den aufgeheizten Shelter durchlüften. 











Getränkestand am Strassenrand
Tagsüber ist es hier auch Ende Mai schon sehr heiß und der Wind bläst wie ein heisser Föhn zum geöffneten Fenster der Kabine herein wenn wir fahren. Das erhöht natürlich unseren Trinkwasserverbrauch drastisch und ich freue mich immer wieder auf eine kalte Cola wenn ein kleiner Laden an der Strasse sich zum Halten anbietet.









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